Das heute wird ein reiner “Gedanken-Post”. Er enthält weniger machbare Schritte, sondern meine Gedankengänge zum Thema Veränderung und wieso wir das Thema Achtsamkeit/achtsam leben auch mal beiseite lassen sollten.
Von dir erwartet man nicht unbedingt, dass du über solche Themen schreibst.
Das ist die übliche Reaktion meines Umfelds, wenn sie erfahren, dass ich blogge – und worüber.
Ich verstehe, warum sie so denken. Achtsam leben ist nach außen hin nur ein winziger Teil meines Selbst.
Oft genug wundere ich mich selbst.
Ich bin kontrastreich. Und lange dachte ich, ich mache zu viel falsch auf diesem Weg in Richtung Selbstverwirklichung.
Weil ich schwarze Jeans mit zerrissenen Knien trage anstatt bunte Yogahosen.
Weil mir der herabschauende Hund immer noch schwerer fällt, als auf einen Baum zu klettern.
Weil ich lieber Metal höre als Mantras.
Weil ich Bier immer einem grünen Smoothie bevorzugen würde.
Weil ich mich von all dem, was mich ausmacht, nicht trennen will. Weil auch diese Seiten zu den guten Dinge gehören; denen, die ich bin.
Kann man so trotzdem ein achtsames, erfülltes Leben führen?
Achtsamkeit = Glück und Positivität 24/7
Seit ich in der “Mindfulness”-Blogosphäre unterwegs bin, fällt mir eines ganz besonders auf:
Diese Menschen wirken immer glücklich, strahlen Positivität aus, sind Zen-Meister und leben achtsam – und sehen dabei auch noch gut aus.
Auch ich wirke auf viele so.
Das ist aber nur ein Teil der Realität.
Ich zeige mich in den Insta-Stories nur, wenn ich mich selbst gut finde. An manchen Tagen hilft aber kein Sonnenstrahl-Regenbogen-Filter der Welt – und das ist okay. Denn ist es meine eigene Entscheidung, ob ich mich jetzt filme oder lieber erst morgen wieder.
Viele Storys habe ich nie online gestellt, weil sie mich verärgert zeigen oder enttäuscht.
Ich würde gerne mehrere Yoga-Beiträge hier veröffentlichen, habe aber nicht das Selbstvertrauen, mich bei den Asanas zu fotografieren und die Bilder online zu stellen.
Ich denke zu viel; zerdenke noch mehr; zweifle und schlucke Wut hinunter.
Dann wickle ich mich in eine Decke, bingewatche Gossip Girl oder höre lautstark alte Evanescence-Songs und lasse das Handy außer Reichweite. LasstmichbloßinRuhe.
Einfach mal weg – das geht im Internet nur nicht.
Nie.
Denn die Quittung folgt prompt: Follower und Leser verschwinden, die Reichweite geht zurück.
“Tja, kein Wunder”, heißt es dann seitens des WWW. “Dir scheint es am richtigen Mindset zu fehlen.”
Mag sein.
Aber weißt du was? Langsam höre ich auf, mich deswegen schlecht zu fühlen. Nur weil ich mich gestern nicht getraut habe, die Bilder zu machen oder die Story zu teilen und mich heute unsicher deswegen fühle, heißt das nicht, dass ich es nicht in Zukunft doch teilen werde.
Das hat für mich nichts mit einem falschen Mindset oder gar fehlender Achtsamkeit zu tun.
Du solltest immer das tun, wobei du dich wohlfühlst. Soweit das eben möglich ist.
Sicher, auch ich predige, dass es wichtig ist, seine Komfortzone zu verlassen, um Veränderung herbeizuführen. Ich tue es auch.
Aber manchmal muss man sich erst vorsichtig herantasten, um etwas Großes in Gang zu setzen.
Achtsamkeit ist kein Wettbewerb
Immer mal wieder bekomme ich E-Mails, in denen ich vorsichtig gefragt werde:
“Yoga macht mir so gar keinen Spaß. Kann ich überhaupt achtsam leben?”
“Ich habe nicht mal Zeit, um mehr zu lesen. Macht es überhaupt Sinn, mich mehr mit Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen?”
Ja. Und ja.
Jeder kann sich ändern.
Wenn er will.
Trotz unterschiedlicher Ausgangssituationen, die wir zweifellos alle haben. Denn kein Leben verläuft gleich, kein Mensch macht genau dieselben Erfahrungen wie ein anderer.
Achtsamkeit / achtsam zu leben ist kein Wettbewerb. Es geht nicht darum, wer sich am schnellsten selbstverwirklicht oder am längsten mit seiner Meditation durchhält.
Dem Wunsch nach Veränderung zu folgen, ist genauso wunderbar wie furchteinflößend.
Das Web ist voll von Selbsthilfe-Blogs, Video-Gurus und Coaching-Services. Wirst du nicht direkt von der Masse an Angeboten und Möglichkeiten erschlagen, musst du immer noch erst jemanden finden, der dir sympathisch ist und zudem die Qualität hält, die er/sie verspricht.
Leider gibt es dadurch auch diese Masse an Lebenstipps, bei denen ich regelmäßig meinen Bildschirm schütteln möchte.
- “Um deine Träume zu erfüllen, musst du einfach anfangen!”
- “Um glücklich zu sein, musst du Sport machen und dich von ungesunden Beziehungen trennen!”
- “Lache und liebe dich selbst!”
Sagt sich alles so leicht.
Doch stellt sich die Frage: WIE DENN?!
Ich bin kein Coach, kein Psychologe, kein Spirit Guru und niemand, dessen Lösungen sowas wie die Allheilmittel sind.
Ich bin selbst auf dem Weg. So wie so viele meiner Leser. So wie du vielleicht auch.
Ich arbeite daran, mein Leben zu verbessern – auf meine Art. Und ich denke, jeder sollte seine Veränderung auf seine Art angehen.
Natürlich könnte ich schneller sein, erfolgreicher, bekannter. Aber will ich das? Nein.
Vielmehr erkenne ich immer mehr die Wichtigkeit, Veränderung in seinem eigenen Tempo anzugehen.
Nur weil dir jemand verspricht, innerhalb eines Monats 10k mit einem Onlinebusiness zu verdienen oder glücklich zu werden, indem du dir 21 Tage lang 10x am Tag „Ich liebe mich selbst“ vor dem Spiegel vorsagst: Es mag für diese Person funktioniert haben und das ist beeindruckend.
Aber ich glaube, uns sollte bewusster werden, dass wir unseren eigenen Weg gehen müssen.
Ich konnte die Morgenroutine innerhalb weniger Wochen in mein Leben integrieren – weil es mir stets leicht fiel, früh aufzustehen. Vielleicht kämpfst du im Gegensatz schon seit Monaten und schaffst es nicht? Das ist okay.
Du frühstückst dafür täglich grüne Smoothies, bereitest dir gesunde Bowls zu und hast Spaß an gesunder Ernährung und dem Ausprobieren neuer Rezepte – während ich nach ein, zwei Tagen doch wieder bei einer Leberkässemmel lande. Auch das ist okay.
Solange du nur nicht aufgibst!
Solange wir beide nur nicht aufgeben.
Der Umschwung kommt. Niemand weiß, wann. Aber er kommt.
Seit ich an einem Novembertag vor 3 Jahren, den ich genervt von der Arbeit draußen verbrachte, angefangen habe, mich mit Achtsamkeit und bewusster Veränderung zu beschäftigen, war es immer so.
Ich möchte dir hiermit also ein bisschen Hoffnung mitgeben. Auch du kriegst das hin.
Also entspann dich – achtsam leben ist nicht alles.
Warum du genau richtig so bist, wie du bist
Auch wenn du Probleme mit dem Konzept der Achtsamkeit hast, es (noch) nicht schaffst, achtsam zu leben oder ein bisschen “Zen” in deinen Alltag zu bringen:
Jeder von uns hat eine Geschichte zu erzählen. Hat etwas erlebt, hat Veränderungen durchgemacht – gewollte und ungewollte.
Vielleicht ist deine Geschichte ja gerade, wie du Yoga nach Jahren des Versuchens endlich lieben gelernt hast – oder dich eben entschlossen hast, es einfach sein zu lassen.
Für jeden von uns gibt es das Richtige – es offenbart sich uns nur meist nicht sofort.
Veränderung muss nichts Schlechtes sein – im Gegenteil, sie kann uns gut tun (auch, wenn wir das oft erst viel später erkennen).
Du musst dich erst ausprobieren, musst Neues wagen und Altes loslassen und immer wieder deine Interessen hinterfragen.
Ich weiß, alte Glaubenssätze lassen sich nicht so einfach auflösen.
Und auch das ist okay. Weil du erkannt hast, dass du etwas ändern willst – selbst, wenn du jetzt noch nicht greifen kannst, was es eigentlich ist und wohin deine Reise gehen wird – ist der erste Schritt!
Hier geht es zu Teil 1 und hier zu Teil 2.
Veränderung fängt nicht durch, sondern mit Achtsamkeit an
Hast du auch so eine Scheiß-Angst vor der Zukunft?
Fürchtest du dich, zu scheitern und dein Leben lang gelangweilt einem ungeliebten Job nachgehen zu müssen? Für mich ist diese Vorstellung ein Albtraum.
Glaubst du, keinen Partner zu finden und auf ewig allein zu bleiben? Deine Berufung nicht zu finden und am Ende zu bereuen, weil du so vieles nicht getan hast?
Diese (und ähnliche) Zukunftsängste kennt jeder von uns, nicht wahr?
Die Lösung?
Do what makes your soul most alive
Tue, was deine Seele mit Leben erfüllt.
Du kannst noch so viele Selbsthilfe-Bücher lesen. Noch so achtsam leben und meditieren.
Am Ende bringt dich deiner Berufung nur näher, wenn du etwas tust, dass deiner Seele am meisten Leben bringt.
Wie eine kleine Blume, die sich unnachgiebig streckt, um zwischen Gräsern, Blättern und Farnen einen Sonnenstrahl abzukriegen. Sie wird ihre Zeit brauchen; wird ihren Kopf immer mal wieder wenden, um eine bessere Position zu erhaschen. Aber sie wird weiter nach der Sonne Ausschau halten, die ihr Leben bringt und sie erblühen lässt.
Bis vor ein paar Monaten wusste niemand, dass ich blogge. Ich habe nie davon erzählt, denn es war mir peinlich.
In meinem Freundes- und Bekanntenkreis interessiert sich niemand für diese Dinge. Achtsam leben? Ruhe durch Meditation finden?
Yoga, ja, davon haben sie zumindest gehört. Das ist das, wo man so komische Verrenkungen macht, richtig?
Kein Wunder also, dass niemand so richtig glauben konnte, dass ich über “sowas” blogge.
Do what makes your soul most alive
Aber dann sind die wieder diese Momente.
Wenn ich mir mein Leben in einem Jahr ausmale.
Wenn ich anderen von meinen Ideen erzähle und reine Begeisterung zurückbekomme.
Der Teil mit den Zweifeln in mir ist allgegenwärtig.
Aber – da ist auch der andere Teil. Der, der aufgeregt ist, begeistert und überzeugt, es zu schaffen.
Inzwischen kann ich darüber reden – nicht nur über den Blog, sondern über meine beruflichen Pläne. Kann anderen davon erzählen, ohne peinlich berührt auf den Boden zu schauen und zu sagen “Ach wer weiß, ob es überhaupt klappt…”
Neulich überraschte mich ein Freund mit seiner reinen, ehrlichen Unterstützung für meine Pläne.
Meine Ex-Arbeitskollegen sind super supportive und mein Freund ebenfalls.
Hast du ebenfalls solche Menschen in deinem Leben? Wen?
Diese Blume wächst, wenn sie ausreichend Licht gewinnt.
Du ebenfalls.
Möchtest du mir in den Kommentaren ein wenig von deinem Weg erzählen?
Jolly says
Klar kannst du ein achtsames Leben führen ohne rumzulaufen wie der letzte Hippie auf Erden. (Sorry für den Ausdruck – ich finde diesen Hippie-Lifestyle eigentlich voll faszinierend). Nur weil du dich mit Themen wie die Achtsamkeit auseinandersetzt, heisst das noch nicht, dass du deine Vorlieben aufgeben musst. Ich würde auch niemals deshalb auf Kaffee verzichten!
Es ist immer wieder schön zu lesen, dass nicht alles immer gut laufen muss. Wie du bereits geschrieben hast: Diese Menschen da draussen wirken immer glücklich. Ich finde das auf der einen Seite echt inspirierend. Andererseits als Rat-Suchender echt frustrierend – ich mache das denen nach und bin trotzdem nicht dauerhaft glücklich! Da stimmt mit mir doch etwas nicht! (Lustig, ich habe dazu sogar einen halb-fertigen Entwurf rumliegen – sollte ich wohl mal veröffentlichen xD) Tue stehts womit du dich wohlfühlst. Wenn es dir gerade nicht gut geht, dann ist es nunmal so.
Mir spricht dieser Beitrag sowas von der Seele (ich glaube das haben wir gegenseitig öfters). Es ist toll endlich mal etwas zu lesen, bei dem nicht genau mit iener Anleitung der Himmel auf Erden versprochen wirds – natürlich nicht dass du das mal getan hättest 🙂 <3
Chrissi says
So viele Jolly-Kommentare, danke!
Ich mag den Hippie-Lifestyle auch total, allerdings stört es mich, dass das wie so eine dunkle Vorurteils-Wolke über einem hängt, wenn man z.B. meditiert und das eben nicht in bunten, flowerpower-Yoga-Hosen.
Bestimmt denken außer mir und dir noch viele andere so, aber ich habe so das Gefühl, niemand traut sich zuzugeben, dass er eben nicht immer Bock auf Yoga hat, dass Achtsamkeit echt viel Arbeit ist, usw.
“Andererseits als Rat-Suchender echt frustrierend – ich mache das denen nach und bin trotzdem nicht dauerhaft glücklich!” This. Das ging mir sooo oft so.
Ja, ich finde auch, deinen Entwurf dazu solltest du fertigstellen. Ich würde gerne deine Ansichten dazu lesen!
Ja, das sehe ich auch so (also dieses gegenseitig aus der Seele sprechen). Wir brauchen eine Mastermind-Gruppe. 😀