Willst du dein Leben komplett umkrempeln und einen Neuanfang wagen? Oder suchst du eine Lösung für ein Problem oder einen alternativen Weg, deine Ziele anzugehen? Das Beginner’s Mind oder auch “Zen des Beginnens” bringt dich auf das richtige Mindset.
Es soll in Prokrastinations Phasen helfen, wieder aktiv ins Tun zu kommen und neue Motivation zu finden.
Klingt fast zu schön, um wahr zu sein…
… dachte ich mir zumindest, als ich nach meiner Japan-Reise mit meiner persönlichen Entwicklung nicht mehr voran kam.
Ausgerechnet wieder ein japanischer Begriff brachte mich auf den richtigen Weg…
Shoshin – das Beginner’s Mind
Was aus Japan kommt, zieht mich magisch an. Dabei ist es weniger der Zen-Aspekt, der mich mit dem Prinzip des Beginner’s Mind bekannt gemacht hat. Vielmehr hing ich mal wieder fest.
Sein Leben zu verändern ist nicht leicht. Hell no. Gar nicht.
Und auch wenn ich mittlerweile seit 3,5 Jahren mehr oder weniger aktiv an mir arbeite, gibt es immer wieder diese Downphasen. Dann trotzdem wieder mit Elan neu anzufangen – ist verdammt hart. Und demotivierend.
„Shoshin“, das Beginner’s Mind soll genau dem entgegen wirken.
Es bezeichnet die Art, Dinge wieder so betrachten, als würde man sie zum ersten Mal wahrnehmen. Mit Neugier, Offenheit, Kreativität; ohne Erwartungen und Urteile.
Dem Anfänger geistern viele Möglichkeiten im Kopf herum. Beim Experten sind es nur wenige.
– Shunryu Suzuki, Zen Lehrer
Wie man diesen Zustand erreicht? Durch
- Achtsamkeit praktizieren
- Neues unternehmen
- offen sein
- Wertefrei auf andere zugehen
- zuhören
Alles richtig, alles hilfreich – nur für mich diesmal nicht ausreichend. Wieso soll ich mein Umfeld, meinen Job oder meine persönlichen Werte ändern, wenn ich sie mir endlich so eingerichtet habe, wie ich sie für mich passen?
Ich musste tiefer ansetzen.
Geh’ deinen Neuanfang an, indem du mit deinem Beginner’s Mind in Verbindung kommst
Löse dich von deinen Erwartungen
When we adopt the mind of a beginner, we endeavour to look at things as if for the first time, free from the influence of the past or speculation about the future. We open ourselves to what is here now, rather than constructing stories about what we think is here. […] This opens us up to new possibilities, rather than being confined by habits and conditioning.
– Tracy Ochester
Wir haben gewisse Bilder unseres Traumlebens im Kopf. Ob dein Traum nun eine leitende Position in einem IT-Unternehmen in Palo Alto beinhaltet, eine Blockhütte im Wald als Selbstversorger, eine ehrenamtliche Tätigkeit als Katzenretterin deine Berufung ist oder du Rockstar werden und neben James Hetfield auf der Bühne stehen willst – alles ist möglich.
… Wenn du deine (voreingestellten) Gedanken und Erwartungen mal loslässt.
Vielleicht traust du dich nicht so recht, dir deinen persönlichen Traum vorzustellen, weil du weißt, dass dein Kopf sonst alle möglichen Pros und Kontras aufzählt?
Sich von allen Erwartungen zu lösen, schafft neue Möglichkeiten.
Wir sind als Erwachsene zu sehr auf unsere Innenwelt fokussiert, analysieren jeden Gedanken und jede Handlung.
Wie kann ich mich von meinen Erwartungen lösen?
Indem du deine eigenen Gedanken mit Abstand betrachtest, z.B. während einer Meditation.
- Warum denke ich das jetzt gerade?
- Woher kommt dieser Gedanke?
- Und: Entspricht dieser Gedanke WIRKLICH der Wahrheit?
Hinterfrage diese Gedanken. Schreib sie auf, wenn es dir hilft und kläre sie nach den eben beschriebenen Fragen.
Eine meiner unrealistischen Erwartungen? Ich hätte mich doch schon längst verändern müssen.
Falsch.
Denn: Wer sagt, dass Veränderung nur in einem gewissen Zeitraum stattfindet? Dass ein Neuanfang nur ein Mal möglich ist?
Im Vergleich zu meinem Ich von vor ein paar Jahrn, habe ich mich definitiv verändert und in die – für mich – richtige Richtung weiterentwickelt.
Meine eigene unrealistische Erwartung sorgt dafür, dass ich mich schlecht fühle. Seit ich das aber weiß, belastet sie mich nicht mehr.
Indem du dich also mit deinen Gedanken auseinandersetzt, kannst du deine Erwartungen besser einschätzen.
Never change a running system
… aber wenn deine Kreativität, deine Neugier und dein Drang, dich weiterzuentwickeln darunter leidet – dann ja. Dann solltest du dieses System dringend überdenken.
Ich weiß, ich weiß. „Life begins outside of your comfortzone“ und so… aber für einen Neuanfang mithilfe des Beginner’s Mind musst du nicht sprichwörtlich immer neu anfangen. Dich zurückbesinnen auf das, was dir liegt, das dir Freude bringt; was sich anfühlt wie Weihnachten und Geburtstag zugleich – das hat einen ebenso positiven Impakt auf dein Leben wie komplette Neuanfänge.
Tag für Tag gehen wir der gleichen Routine nach. Verpflichtungen (unumstößlich wie selbstgewählt) halten uns davon ab, uns Zeit für uns zu nehmen.
Wir tun dasselbe, denken dasselbe, reden mit denselben Menschen.
Wir verlernen, nach alternativen Lösungen Ausschau zu halten.
Ich habe diese Aufgabe schon immer so gemacht, wieso sollte ich sie anders machen?
Gerade dann ist es schwer, loszulassen. Schließlich bewegen wir uns am liebsten in unserem gewohnten Umfeld, anstatt dem Beginner’s Mind zu folgen und Neues zu wagen.
Lieber schütteln wir die neue Option ab, weil sie sich nicht mit unserer gewohnten Art deckt.
Ein offener Geist ist kreativer und öffnet Zugänge im Gehirn, auf die wir sonst nicht zugreifen. So fällt es uns leichter, bei Problemen oder Hindernissen um die Ecke zu denken und neue Lösungsansätze zu finden – etwas, das auf der Strecke bleibt, wenn wir immer nach denselben Routinen und Gewohnheiten vorgehen.
Sei mal wieder Kind
Im Leben eines Kindes ist quasi jeder Tag ein Neuanfang. Es geht mit Neugier und Optimismus heran und probiert alles aus. Ohne Vorurteile, ohne Zweifel.
Außerdem empfindet es ehrliche Vorfreude. Erinnerst du dich an eine Lebensspanne, in der du durchweg glücklich warst? Dich ausprobiert und Neues gewagt hast, in der du es – wie am Weihnachtsmorgen – kaum erwarten konntest, aus dem Bett zu kommen?
Bei welchen Tätigkeiten warst du so im Flow, dass Stunden vergehen konnten, ohne dass du es gemerkt hast (und damit meine ich jetzt nicht Wikipedia… Wir wissen wie das läuft: Du willst nur einen Begriff googeln und landest zwei Stunden später bei Norwegischem Black Metal. Das ist kein Flow. Das ist ein Ertrinken an – in diesem Moment unnützen – Informationen.)
Mein letztes „Weihnachten“? Als ich mit Jolly in einem Mineralienhaus war.
Zwar haben mich Tigerauge, Rosenquarz und Obsidian schon als Kind fasziniert, aber so viele Edelsteine auf einmal hatte ich noch nie gesehen.
… Wir verbrachten einen ganzen Nachmittag darin und ich habe danach direkt angefangen, mein Wissen über Mineralien und ihre Wirkungen aufzufrischen. Ganz ohne „Hintergedanken“ an irgendwelche zukünftigen Geschäftsmodelle, sondern – weil ich Freude daran hatte. Das ist es, was das Beginner’s Mind ausmacht.
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, heißt es.
Und wenig treibt uns so zu neuem Aktionismus an wie ein „Heck yes, ich probier‘ das jetzt einfach aus!“
Stolpern erlaubt
Gibt es da diesen Kurs im Fitnessstudio, den du gerne ausprobieren würdest? Du hast aber Angst, dich wie der letzte Anfänger zu blamieren?
Spielst du schon länger mit dem Gedanken, Bildbearbeitung zu lernen? Hältst dich jedoch zu untalentiert dafür?
Ein neues Projekt anzufangen heißt, neue Skills erlernen zu müssen. Oder besser: zu dürfen.
Das bedeutet natürlich auch, dass du vielleicht nicht von Anfang an Erfolge sehen wirst.
Mach es wie ein Kind: Stolpere. Fällst du 10x, steh 11x wieder auf. Gib nicht auf und denke “Dafür habe ich kein Talent”, sondern bleib am Ball.
Anfänger sein heißt nicht gleich “Loser”. Ein Anfänger hat noch viel zu lernen, ja, aber genauso großes Potenzial, zum Experten zu werden.
(Ich habe eine Weile gebraucht, mich mit dem Begriff “Experte” abzufinden, der in dieser Selbstverwirklichungs-Nische ja ständig gebraucht wird.
Wären wir alle Experten, wäre es doch langweilig.)
Besteht kein Grund mehr, dem Beginner’s Mind nachzugehen, würden wir alle auf ewig auf dem Stand festhängen, den wir haben. Kein Fortschritt, keine Kreativität.
Wir sind alle Anfänger in irgendwas.
Wäre ja auch langweilig, wenn nicht.
Hör auf, auf „gute Ratschläge“ zu hören
„Das geht aber so…“
„Wenn du das machst, wirst du schneller zum Ziel kommen…“
Solche gutgemeinten Ratschläge sind tödlich für neue Ideen und Kreativität. Sie erlauben dir nicht, selbst zu denken.
Nur weil es dafür ein Rezept gibt, muss es nicht heißen, dass du deinem Wunsch nach Pfannkuchen jetzt nicht nachkommen kannst, weil du Bock drauf, aber keine Eier mehr zuhause hast.
Nur weil du es damals in der Schule so gelernt hast, muss es nicht der einzige Weg sein.
Nur weil deine Eltern von dir erwarten, dass du IHREN Traumberuf für dich ausübst, muss das nicht die einzige berufliche Option für dich sein.
Damit sage ich nicht, dass du gar nicht mehr auf andere hören sollst. Wenn dir jemand einen Tipp gibt oder seine Hilfe anbietet und das wirklich einen Wert für dich und dein Vorankommen hat – nimm es an!
Fühlst du dich jedoch insgeheim übergangen und bevormundet, sollte das ein Warnsignal sein.
Statt weiter an alten Glaubenssätzen und Werten zu hängen, fühle mal nach, was sich für dich richtig anfühlt.
Du kannst nicht für jedes Problem sofort eine Lösung parat haben.
Anstatt also immer krampfhaft nach der Lösung zu suchen – lass los und denk um die Ecke.
Neulich verbrachte ich zum Beispiel Stunden mit einem Problem an einer Kunden-Website.
Zum Aufgeben zu ehrgeizig, habe ich gegoogelt, ausprobiert – zweimal die Seite gecrasht und neu installiert – und äußerlich geflucht wie ein Seemann, während ich mich im inneren für meine Unfähigkeit fertig machte. Dann gab ich auf.
Tags darauf kam mir eine neue Idee.
Und die war‘s – mit geringem Aufwand konnte ich den Bug beheben und weitermachen.
Nicht der EINE Weg, sondern EIN Weg von mehreren.
Hab Spaß an allem, was du tust
Es gibt Dinge, die müssen erledigt werden – auch wenn sie keinen Spaß machen. Rechnungen bezahlen, die Toilette putzen, die Tasse für den „Lieblings-Kollegen“ spülen. Ihh.
Aber die wirklich spaßigen Dinge – das sind die, die du dir warmhalten solltest, wenn du neu anfangen und das Shoshin-Mindset verinnerlichen willst.
Bei mir ist das mit Photoshop zu arbeiten. Nach Monaten der Unlust hat es mich vor ein paar Tagen gepackt. Ich habe wieder Grafiken erstellt. Ohne Auftrag dahinter. Nur für mich. Auch wenn ich für zwei Smartphone-Wallpaper ganze drei Stunden gebraucht habe – ich war hooked. Das Gefühl von damals; die Freude daran, mich mit Photoshop zu spielen, neue Stile auszuprobieren und etwas zu erschaffen, war endlich wieder da.
Seither hat sich irgendwo in mir ein Schalter umgelegt. Denn ich nutze meinen Feierabend jetzt wieder vermehrt für meine kreativen Hobbys, anstatt Serien zu schauen oder zu lesen. Beides durchaus spaßig, aber selbst zu schaffen, statt nur zu konsumieren, spricht das Beginner’s Mind viel tiefer an.
Bleib dran, solange du Spaß hast, zu lernen und dich auszuprobieren.
Das ist meiner Meinung nach übrigens keine Frage des Alters. Nicht nur Kinder können diese Freude des Neuanfangens spüren, sondern auch Erwachsene. Wir müssen zwar stärker danach suchen, aber wir können trotzdem in den Flow finden und ganz in einer neuen Aufgabe aufgehen – selbst als Anfänger.
Dieses Anfangen und Ausprobieren – genieß es!
Wobei hast du zuletzt dein Beginner’s Mind empfunden?
Wo bist du so richtig im Flow?
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