Hast du dich schon mal gefragt, was Heimat wirklich für dich bedeutet? Wie sie sich anfühlt oder was du deinen Kindern später darüber erzählen wirst? Fragst du dich auch manchmal, woher du eigentlich kommst oder wo du Zuhause bist?
Da sich das hervorragend mit meinem Achtsamkeitsritual verbinden lässt, habe ich diesen Beitrag ergänzt. Viel Spaß beim Lesen!
Achtsamkeitsritual:
Tourist in der eigenen Heimat
Ich reise viel. Wandere noch viel mehr.
Aber meine direkte Umgebung kenne ich eigentlich gar nicht. Der Weg zum Bäcker läuft sich praktisch blind, auf meinen Arbeitsweg achte ich schon lange nicht mehr und fragt mich jemand, wo sich Straße X in meinem Ort befindet, weiß ich das im Normalfall nicht.
Meine Heimat ist so vielfältig, dass ich gar nicht dazu komme, sie genauer kennenzulernen.
Doch lass mich erst ein wenig ausholen…
Was bedeutet ‘Heimat’ eigentlich?
“Ich ziehe in eine neue Heimat.”
“Dieses Land wird ab jetzt meine Heimat sein.”
Nach meiner Definition legen wir nicht irgendwann irgendwo fest: Das ist jetzt meine Heimat.
Für meine Mutter bedeutet Heimat etwas anderes als für mich.
Für sie ist es der Ort, an dem sie geboren und aufgewachsen ist, aber nicht der, an dem sie den Großteil ihres Lebens verbracht hat.
Für dich bedeutet Heimat vielleicht wieder etwas Anderes.
Das, was ich als ‘Heimat’ bezeichne, ist weniger ein bestimmter Ort, denn ein Lebensraum, der das Gefühl von Freiheit in mir weckt.
Es ist das Wissen, meinen Tag selbst gestalten zu können, spontan umplanen zu dürfen und niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen.
Durchzuatmen.
Die Begriffe Heimat und Freiheit gehen Hand in Hand für mich.
Heimat ist…
Wo es Berge gibt, fühle ich mich zuhause.
Die Alpen; generell Berge sind für mich ein Synonym für Heimat. Ein jeder Gipfel macht mich ein Stückchen vollständiger; glücklicher.
Wo es Berge gibt, fühle ich mich zuhause. So einfach ist es.
(Ja, ich bin leicht zu begeistern. Setz‘ mir einen Berg vor die Füße, dann mag ich dich!)
Heimat ist aber noch viel mehr.
Heimat
… war das winzig kleine Apartment in Tokyo, in dem kaum mehr Platz hatte als zwei Futons.
… ist die Küche meiner Schwester, wo ein knisternder Ofen uns wärmt, während wir an selbstgemixten Cocktails nippen.
… war die erste Wohnung meiner Freundin in Köln, in der wir kaum Platz, aber trotzdem so viel Spaß hatten.
… genauso wie die Wohnung einer anderen Freundin in Berlin, bei deren Familie ich mich immer willkommen fühle.
… ist das Feld, das an den Hof meiner Eltern angrenzt und von einer einzigen, uralten Eiche geschmückt wird, unter der ich als Kind so oft saß.
… ist aber auch die Gegend, in der ich lebe – Oberbayern.
Die Liste ließe sich noch ewig weiterführen.
Vielleicht warst du bisher immer davon überzeugt, keine Heimat zu haben.
Vielleicht hilft dir aber das nachfolgende Ritual dabei, das zu ändern.
“You live here!”
Wir sind so gefangen in unserer alltäglichen Routine, dass wir unsere Umgebung nicht mehr wahrnehmen.
Kein Wunder, dass Achtsamkeit immer wichtiger wird.
Richtig die Augen geöffnet wurden mir Ende Juni. Es war Besuch aus dem Hohen Norden angereist und ich hatte mir einen heißen Mittwoch spontan freigenommen.
Einen ganzen Tag lang spielten wir Tourist in der eigenen Heimat.
Wir liefen einfach drauf los; durch Gassen, über Brücken; an unzähligen tollen Restaurants, Cafés und Gärten vorbei; kehrten ein, wo es uns gefiel und machten es uns später am See gemütlich.
Ich war ehrlich geschockt, dass ich keinen dieser Flecken je wahr genommen hatte; ja größtenteils nicht einmal kannte.
Mein Freund aus Finnland brachte es auf den Punkt:
Why didn’t you visit all those places before? You live here!
Was soll ich sagen. Er hat vollkommen recht.
Wir haben hier quasi ein Naherholungsparadies vor der Haustür – Menschen aus ganz Deutschland, ja, Europa, verbringen ihre Urlaube hier – aber wir nicht.
Mir war das Ganze unwahrscheinlich peinlich. Ich konnte ihm nicht erklären, wieso das so ist.
Zu sehr im Hamsterrad namens Routine? Bestimmt.
Zu faul, um überhaupt auf Entdeckungstour zu gehen? Ja, auch.
Du merkst schon, bei mir hat das einen Nerv getroffen.
Seither bin ich total angefixt, mehr “Urlaub dahoam” zu machen.
Und dass mir das auch noch richtig gut tut, merke ich daran, wie viel aufmerksamer ich geworden bin – und wie viel mehr Spaß es macht, auf Entdeckungsreise in meiner nahen Umgebung zu gehen.
Es ist quasi ein Achtsamkeitsritual, das sich ohne großen Aufwand zelebrieren lässt.
Die benefits daraus, so wie ich sie erlebe, habe ich hier für dich zusammengefasst.
Du nimmst deine Umgebung wieder besser wahr
Das ist ein wichtiger Punkt beim Thema Achtsamkeit. Wahrnehmen, ohne zu bewerten.
Letzteres streichen wir hier einmal ganz frech, denn hey, du darfst und sollst ausflippen, wenn du einen genialen neuen Shop, das Café mit dem besten Espresso der Stadt oder diesen winzig kleinen See, dessen Wasser so klar ist, dass du bis auf den Grund sehen kannst, entdeckst.
Selbst altbekanntes auf unserem täglichen Arbeitsweg kann Neues bieten. Wenn du genauer hinschaust.
Mir ist neulich zum Beispiel aufgefallen, dass ein Trampelpfad durch den Wald verläuft, durch den ich jeden Tag fahre. Irgendwann will ich diesen Pfad erkunden gehen.
Betrachte einen, unbekannten-bekannten Ort doch mal so, als würdest du ihn nicht kennen.
Auch das kann ein Gefühl von Heimat in dir erwecken.
Und, was hast du entdeckt?
Heute spontan, morgen geplant
So sehr ich eine gewisse Alltagsroutine (wie z.B. durch meine Morgenrituale) schätze, fremde Orte wollen entdeckt werden. Spontan.
Heute da, morgen dort, übermorgen wieder dahin, wo wir gestern schon die Gesichter in die Sonne streckten.
Genau das praktiziere ich immer mehr auch auf meinen Reisen. Mein Ziel ist es, das auch in meinen Alltag zu integrieren.
Wenn dir Spontanität – so wie mir – eher schwerfällt, fang klein an.
- Gehe zu Fuß anstatt mit der Straßenbahn zu fahren.
- Biege eine Straße früher ab als deine gewohnte Routine.
- Reserviere im Sushi-Lokal zwei Blocks weiter, anstatt immer in dasselbe zu gehen. Die Chance ist gegeben, dass es noch besser schmeckt (und wenn nicht – vielleicht gibt es noch Weitere japanische Restaurants zu entdecken!).
Auf zur Schatzssuche – nach neuen Lieblingsorten
Das ist eines der Dinge, die ich am Reisen so liebe: Neues entdecken, sich vollkommen treiben lassen. Einfach loslaufen, irgendeine vermeintlich falsche Abzweigung nehmen, “weil es in diesem Gässchen so hübsch aussah” und plötzlich an Orte kommen, die man weder erwartet noch erträumt hätte.
Warum das also nicht auch zuhause einmal versuchen?
Wenn du auch so viel Spaß an der Recherche neuer Lokale oder Geschäfte hast, dann hopp hopp, Google Maps geöffnet, den gewünschten Ort eingeben und einfach mal gucken.
Welche Läden gibt es wo, welche Cafés oder Parks; welche Haltestellen liegen in der Nähe deines Ausgangspunktes?
Das Kind in dir tritt zum Vorschein
Das mag übertrieben klingen, aber ich habe mich während dieser kleinen Alltagsfluchten genau so gefühlt: aufgeregt; begeistert!
Das Schöne: Weder musst du von jetzt auf gleich deine Sachen packen und nach Neuseeland auswandern, noch dich auf Sinnsuche über den Jakobsweg quälen. (Kannst du beides gerne machen, aber wir wollen erstmal klein anfangen.)
Dass das auch schon bei einem Nachmittag an einem fremden Ort hervorragend klappt, war mir bislang allerdings nicht klar.
Es ist wie als Kind damals, auf Schatzsuche.
Wir wussten, irgendwo erwartet uns eine Kiste voller Münzen (Katjes Eurotaler, bessergesagt); haben eine ungefähre Anleitung anhand einer Schatzkarte dabei. Aber finden mussten wir unser Ziel von allein.
Manchmal waren wir so vertieft, dass wir unseren Schatz ganz vergessen haben, weil es so viel Anderes zu sehen gab. Wie spannend unsere Heimat sein kann!
Also lass uns wieder Kind sein!
Abschalten war noch nie so leicht!
Du bist gestresst? Eigentlich nervt dich alles?
Oder fehlt die Inspiration für ein neues Projekt?
Möglicherweise versucht sich deine Muse selbst gerade an diesem Achtsamkeitsritual und ist auf Entdeckungstour. Schließ’ dich ihr an!
So ein Tag Heimaturlaub ist ein bisschen eine Alltagsflucht.
Raus aus dem Trott; den Routinen. Alles kann, nichts muss, wie man so schön sagt.
Und oft ist es genau das, was wir an einem stressigen Tag benötigen: Ablenkung, keine Termine, frische Luft und eine Prise Abenteuerlust.
Glaub mir, danach setzt du dich gerne und mit neuer Motivation wieder an deine liegengebliebene Arbeit. Tried & tested! 😉
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Egal, wo du lebst, ich wette, auch bei dir gibt es wunderschöne Fleckchen, die es sich lohnen, entdeckt zu werden.
Der Stadtpark oder die Wiesen um dein Dorf herum. Euer Badesee – oder der im Nachbarort, in dem du zuletzt als Kind schwimmen warst.
Die Skulpturen mitten in der Stadt, die eigentlich ganz coole Fotomotive wären… oder einfach nur das andere Sushi-Restaurant; zwei Straßen weiter als dein Stammlokal.
Möglicherweise hat der Ort, an dem du lebst, bisher kein Heimatgefühl in dir ausgelöst.
Aber vielleicht hilft dir genau dieses Achtsamkeitsritual dabei, dich mehr zuhause zu fühlen?
Erzähl mal! Was bedeutet Heimat überhaupt für dich und wo ist deine
Wann warst du zuletzt Tourist in der eigenen Heimat? Was hast du entdeckt?
Kannst du dir vorstellen, dieses Achtsamkeitsritual einmal auszuprobieren?
Foulquês says
Das Achtsamkeitsritual klingt wirklich interessant und ich meine, in einen meiner Ratgeber zum Thema Achtsamkeit & Gelassenheit auch mal etwas davon gelesen zu haben. Dein Punkt “Biege eine Straße früher ab als deine gewohnte Routine” hat mich daran erinnern lassen. In meinem kleinen Ratgeber steht, dass man sogar auf dem Weg zur Arbeit nicht immer dieselbe Strecke entlang gehen/fahren muss, sondern ruhig auch mal andere Wege entlang gehen/fahren kann. Auf mich trifft das leider nicht zu, ich habe nur einen Weg zum Hauptbahnhof, wenn ich nebenberuflich arbeiten muss und der führt mich direkt zur U-Bahn Haltestelle, von da an sind es nur 10 Minuten Fahrt. Zu Fuß wäre ich fast 40 Minuten unterwegs. XD
Aber von der Arbeit weg nehmen wir mal meine Freizeit. Wie du weißt, reise ich unheimlich gerne, da können wir uns echt mal zusammen tun. =P
Gestern z.B. stand Wesel auf dem Plan und kurz vor der Rückfahrt dachte ich: ,,Komm, nimm statt den RE Richtung Düsseldorf doch einen anderen Weg. Spontan wurde aus der “Rückfahrt” noch eine Bustour nach Xanten (wirklich eine schöne Stadt!), auch wenn der Bus viel zu warm wahr. X_x
Ein paar Minuten dort die Zeit vertrieben und anschließend mit dem RE nach Duisburg und von dort mit der S-Bahn nach Hause.^^ Morgen nach der Prüfung oder Donnerstag (und garantiert auch am Wochenende) gehe ich dann weiteren Besichtigungen nach.
Was Tourist in der eigenen Heimat anbelangt: Ich gebe es zu, bei mir ist es halb halb. Einige Plätze in Düsseldorf kenne ich schon richtig gut, andere widerrum nicht, da ergeht es mir ähnlich wie dir. Neulich habe ich mit einem Kollegen den Grafenberger Wald besucht (ich war noch nie dort), sehr schöne Natur und man ist nah bei den Tieren. Ansonsten merke ich, dass ich mit Natur und Wasser verbunden bin, mich zieht es gerne an den Rhein, sei es in der Altstadt von Düsseldorf aus oder an der Hohenzollernbrücke in Köln – auch wenn es doch hin und wieder ein mulmiges Gefühl ist, wenn die Bahnen über diese fahren. Trotzdem sehr schön anzusehen.^^
Franzi says
Zunächst ein mal ein Gedanke, den ich während des lesens bekam: Kennst du diese Bücher, die du bereits kennst, aber zu letzt vor Ewigkeiten gelesen hast und dir beim erneuten lesen auffällt wie sehr du das lesen in eben jenem Buch vermisst hast?
Genau so fühlt es sich an mal wieder hier rein zu schauen ^o^ <3
Was deinen Beitrag an geht. Ich finde es sehr gut, dass du mehr auf deine direkte Umgebung guckst und was es da zu finden gibt. Es gibt so viele kleine und große Beispiele, dass wir gar nicht mehr auf unsere Umgebung achten. Wie oft gab es Experimente, in denen man bekannte Musiker in der Straße live spielen ließ und die wenigsten das bemerkten, weil sie einfach blind an Ihnen vorbei liefen. Meistens versuche ich, trotz Kopfhörer im Ohr, einen Blick hin zu werfen und ganz manchmal denke ich sogar daran kurz mal hin zu hören, was derjenige für Töne von sich gibt, da man doch so manch ein Schatz unter den Straßenkünstlern finden kann.
Was Ortschaften in der Umgebung angeht .. Kannst du dich noch an meine Foto Reihe von Berlin erinnern. Die hatte ich ja damals genau deswegen gemacht. Ich bin die Touri Strecken abgelaufen oder habe mir einfach einen Ausgangspunkt ausgesucht und entschied mich dann spontan wo es jeweils weiter geht. Immer in Begleitung mit meiner Kamera und auf der Suche nach Neuem.
Ich glaube eins der großen Auslöser war damals, dass ich mit der Guten Renni ein mal spontan statt die Bahn zu nehmen, zum Ziel gelaufen bin. Durch kleine Nebenstraßen und wir dabei einen süßen, kleinen und leider leeren Asia Laden fanden, mit verdammt leckerem Essen zu guten Preisen. Da wären wir ansonsten nie Essen gewesen, da das Teil vermutlich nicht mal eine Website hat.