Je länger du etwas aufschiebst, desto schwerer wird es dir fallen, wieder reinzukommen.
Wie kann ich aus so einem Motivationstief herauskommen und meinen Flow wiederfinden?
Wie kann ich “richtige” Selbstfürsorge lernen, ohne meine schlechten Gewohnheiten zu füttern?
Gibt es ein Mittel gegen Antriebslosigkeit?
… Eigentlich hätte ich diesen Beitrag auch so beginnen können: Wenn du dich auf keinen Fall gut fühlen, schlechten Gewohnheiten frönen und dein Leben bloß nicht verändern willst – this ist the place to be.
Dieser Beitrag steht schon etwa zwei Monate lang in der Pipeline.
Okay, nein. Seit fünf Monaten.
Hin und wieder habe ich weiter daran geschrieben; zuerst als normalen Monatsrückblick, dann mehr als Life Update; als Bestandsaufnahme. Doch statt ihn fertigzustellen, habe ich ihn immer wieder “vergessen”.
Denn: Es ist schwer, neuen inspirierenden Inhalt zu schreiben, wenn man das Gefühl hat, nur Floskeln zu wiederholen.
Manchmal ist es wirklich hart, sein Leben ändern zu wollen
Man gibt sein Bestes, doch statt vorwärts zu kommen, wird man wieder in die Antriebslosigkeit zurückgeworfen. Happy life?
Nein.
Eher: alles nervt. Gewaltig. Hallo, Antriebslosigkeit, hallo KreaTief, hallo Selbstzweifel!
Das Gefühl von “Ich tue nicht genug” kombiniert mit einem “Ich habe keine Energie, um irgendwas zu tun” ist die ultimative Arschloch-Kombi. Dann schreit mein “Persönlichkeitsentwicklungs-Ich”: “Selflove! Selfcare! Denk an deine Bedürfnisse und vergiss deine Selbstfürsorge nicht!”
Tokyo hat mich aus dem Konzept geworfen. Und wieder neu einsortiert.
Das ist ein halbes Jahr her. Und irgendwie hänge ich immer noch in unserem winzigen Zimmer.
Zu Bloggen fühlte sich nicht richtig an. Oder besser: War auf meiner Prioritätenliste einfach nicht so weit oben. Selbstverwirklichung, Achtsamkeit und die Arbeit an Zentreasures gehören für mich zusammen, tun mir so gut. Normalerweise.
Denn manchmal sieht meine Art von Selfcare anders aus. Da möchte ich einfach den ganzen Tag nur Fullmetal Alchemist schauen und nichts tun. Kein Yoga, keinen Sport, nicht meditieren, nicht gesund essen.
In den letzten Monaten habe ich dem nachgegeben. Öfter als ich will.
Insbesondere dann, wenn der 100. Versuch, endlich regelmäßig zu meditieren, scheitert. Wenn eine Woche gesunde Ernährung durch ein Wochenende mit Pizza und Bier zerstört wird – und Gemüse danach natürlich nicht mehr schmeckt.
Alles keine große Sache. Aber doch ein Schlag. Weil meine hart angeeignete Positivität so ins Bröckeln kommt. Mich nervt alles und jeder, ich beginne, Pläne zu überdenken, von denen ich vorher noch so überzeugt war.
Alles nervt mich, selbst die Dinge, die mir wichtig sind!
Du willst dein Leben ändern? Dann tu was dafür.
Egal, was dir die Leute erzählen: Sich ändern wollen nervt ganz schön. Dieser ganze Veränderungsprozess kostet Kraft, Nerven und Selbstdisziplin. Hast du sicher schon gemerkt.
An manchen Tagen (= an denen ohne Bewegung und mit zu viel Fullmetal Alchemist und Pizza) frage ich mich, wieso ich das eigentlich tue. Wieso ich mich verändern will. Ist doch so auch recht okay.
Das einzige, das es noch besser machen könnte? Wieder in der Karaokebox irgendwo in Kabukicho, Tokyo, zu sitzen und Linkin Park Songs zu singen.
Die Karaokebox mal außen vor – es kann nicht nur mir so gehen. Oder?
Bis ich weiterdenke. Will ich ein Leben führen, das nur “okay” ist?
Willst du ein Leben führen, das nur “okay” ist?
Das hatte ich doch schon. Bin von einem langweiligen, unterfordernden Job zum nächsten gekommen, habe nach der immer gleichen Routine gelebt, wusste nichts mit meiner Freizeit anzufangen und war oft genervt, aber prinzipiell meist ganz gut drauf.
… Klingt geil, oder? Klingt nach einer Person, mit der man sich stundenlang unterhalten könnte. / Ironie off.
Hätte mir die ganze Achtsamkeitspraxis und die Zeit, die ich in Persönlichkeitsentwicklung gesteckt habe, sparen können.
Veränderung ist eine Frage des Mindsets
Von überall wird uns suggeriert, dass Veränderung immer positiv ist.
Du musst dranblieben, dann wirst du merken, dass sich dein Leben zum Besseren wendet.
Du musst deine Zähne zusammenbeißen, durchhalten, dann wirst du Erfüllung finden.
… Was ja durchaus stimmt. Selbst ich habe das auf meinem Weg bisher immer wieder feststellen dürfen.
Dennoch. Manche Gewohnheiten mag man nicht ablegen. Und bei “du musst” bin ich sowieso raus.
Heißt das, uns fehlt es an Disziplin?
Sind du und ich einfach zu sehr mit unseren schlechten Gewohnheiten verbunden, dass wir irgendwo im hintersten Winkel unseres Herzens gar nichts ändern wollen?
Denn ganz ehrlich: Ich mag das. Pizza, Bier und Netflix. #leidergeil
Für mich ist das Selbstfürsorge. Wenn auch eine ungesunde.
Heißt das, mein Wille ist nicht stark genug, dem zu widerstehen? Habe ich etwa doch keine Disziplin? Schaffe ich es nicht mal, solche kleinen Gewohnheiten zu ändern?
Unzulänglichkeit macht sich breit. Nicht genug zu tun. Nicht gut genug zu sein. Zu wenig Disziplin aufzubringen.
Ich ärgere mich immer mehr über mich selbst. So viel, das ich – für mich und meinen Plan von der Selbstverwirklichung! – tun wollte.
Nur: Netflix ist bequemer, als ein neues Hobby auszuprobieren oder die Nächte durchzuarbeiten um den eigenen Onlineshop fertigzustellen. Sich beim Bäcker eine belegte Semmel zu holen anstatt selbst ein gesundes Frühstück zuzubereiten, ist einfacher.
Bis kurz vor knapp schlafen und dann zu Arbeit hetzen, nehmen wir lieber in Kauf, als früher aufzustehen und den Morgen für uns zu haben – dafür müssten wir ja auf unseren so wertvollen Schlaf verzichten.
Und so schieben wir und schieben wir. Bis 3 Monate vorüber sind, wir uns stirnrunzelnd fragen, wo die Zeit geblieben ist… aber mit unserem Bullshit weitermachen wie bisher.
Veränderung ist schwer. Du entscheidest nicht „Ab morgen gehe ich jeden Tag Joggen!“ – und tust es dann auch. Jeden Tag. Für immer.
Okay. Vielleicht gehst du morgen wirklich joggen. Übermorgen auch. Aber dann schlägt das Wetter um und irgendwie fühlst du dich heute nicht nach Laufen… zack – here we go again.
Erste Schritte, die dir helfen können, wenn alles nervt und du neuen Antrieb finden willst
Wie schön wäre es, einfach wieder dort weiterzumachen, wo du vor einem Tag, einem Monat, einem Jahr aufgehört hast?!
Ich für meinen Teil… kann das nicht.
Je länger ich etwas vor mir herschiebe, desto mehr Zeit hat es, sich in meinem Kopf breit zu machen und die eigenen Selbstzweifel zu füttern.
Du kriegst nicht mal diese einfache Sache hin.
Du kannst das sowieso nicht.
Du enttäuscht alle. Niemand wird dich ernst nehmen.
Deinen Traum erreichst du ja doch nie.
Lass zu, dass es dir schlecht geht und du dich unwohl fühlst
Bis etwa Mitte Juli hat mich das schlechte Gewissen über meine Untätigkeit beinahe täglich verfolgt.
Irgendwann – habe ich es jedoch (endlich) akzeptiert.
In unserer Leistungsgesellschaft zählt ständige Produktivität und ein voller Terminkalender viel mehr als das eigentlich wichtigste Gut: Du selbst und dein Wohlbefinden.
Manchmal ist dieses „Ich fühle mich heute nicht danach“ okay. Wir können nicht jeden Tag 100% geben. Manchmal nervt einen eben einfach alles. Es kann Gründe geben oder auch nicht.
Wichtig ist, dass du das Denken loslässt, immer etwas zu müssen; immer an dir arbeiten zu müssen oder dass ein Motivationstief das Ende deiner Träume bedeutet.
Also gib dich deinen ungesunden Gelüsten ruhig mal hin. Und lass dir die Pizza und die zweite Portion Eis und den Cocktail so richtig schmecken. Ohne schlechtes Gewissen.
Du weißt es ja eigentlich selbst: Nur weil es vielleicht nicht richtig ist, ist es ab und zu okay – solange du dich danach besser fühlst.
Nimm den Status Quo an – verstehe aber auch, dass es deshalb nicht so weitergehen muss. Du kannst trotzdem wieder neu anfangen.
Und zwar jeden Tag!
Hab Vertrauen in dich!
Dieser Punkt ist eigentlich ein Nobrainer.
Aber gerade, wenn man müde und antriebslos ist, neigt man dazu, die einfachsten Lösungen zu übersehen.
Hab Vertrauen, dass es weitergehen wird. Vielleicht entscheidest du dich, deinen schlechten Gewohnheiten noch eine Weile länger zu folgen. Vielleicht packt dich abends um 10 die Lust, wieder deinem Hobby nachzugehen – nach Monaten. Vielleicht ist es ein Song, der dich inspiriert oder ein Gespräch, das dir neuen Antrieb verschafft. Either way is fine.
Wer macht dir denn Druck?
Ich tippe mal darauf, dass es hauptsächlich du selbst bist.
Klar, mein Freund fragte desöfteren “Wann kommt ein neuer Blogbeitrag?” und einige Leute schrieben mir deswegen. Aber den meisten Druck – machte ich mir selbst. Ich stellte mich selbst ständig in Frage: Wie soll ich davon schreiben, wie du dein Leben ändern kannst – wenn ich es selbst gerade nicht auf die Reihe kriege?
Schau mal genau hin. Ist es bei dir nicht ähnlich?
Natürlich gibt es Vorgesetzte, Eltern oder Partner, die dir auf die Finger schauen. Sollen sie.
Denn sein Leben und Denken positiv zu verändern, Gewohnheiten zu ändern ist immer mit Rückschlägen verbunden.
Ich habe für mich beschlossen, den Druck rauszunehmen. Und weiterzumachen – egal, wo oft ich zurückgeworfen werde oder wieder auf der Couch vor Netflix lande.
Es gibt keine gerade Route, die ohne große Anstrengung immer schön vorwärts geht. Den Antrieb von null auf 100 gibt es nur bei Autos.
Du kommst auch mit 30 km/h vom Fleck. Es muss nicht immer Vollgas sein.
Also hab ein bisschen mehr Vertrauen in dich.
You’ve got this.
Im nächsten Beitrag schauen wir uns dein Mindset an. Ich gebe dir meine wirklich machbaren „Action Steps“ mit, die ich in den letzten Wochen auch verwendet habe, um endlich wieder aus meinen schlechten „Selbstfürsorge“-Gewohnheiten auszubrechen und neuen Antrieb zu finden.
Jolly says
“Je länger du etwas aufschiebst, desto schwerer wird es dir fallen, wieder reinzukommen.” Der erste Satz. und seit einer gefühlten Ewigkeit schiebe ich es auf einen Kommentar zuschreiben, weil einfach so viel los ist und ich meinen Hintern nicht aufraffen konnte sich zum PC zu bewegen xD
Ich kenne das Gefühl, dass sich bloggen nicht richtig anfühlt. Wie soll man über Motivation und Selbstliebe schreiben, wenn man sich selbst aber gar nicht so fühlt, geschweige denn so lebt? Das raubt nur mehr Energie und man fühlt sich teilweise als Heuchler. So ist es bei mir zumindest.
Auch den Gedankengang von “Wieso tu ich mir das überhaupt an?” kenne ich sehr gut und dagegen ankämpfen kann ich bisher nur, wenn ich auch ein lohnenswertes Ziel habe. Da sind die ganzen Geschichten betreffend Praktikum, Mentor finden und Berichte schreiben für die Ausbildung auf die ich so gar nicht Lust habe – aber hey, danach habe ich nochmal etwas mehr für meine Selbständigkeit in der Hand. Das motiviert mich immer aufs Neue und gibt mir die Antwort auf diese Frage.
Ich denke, dass viele ab und an in diesem Loch gefangen sind. Da ist man mal ganz motiviert und gibt alles, doch irgendwann ist hier die Luft draussen. Dann ist es gar nicht so schlimm, sich mal eher für Netflix und Schlemmen zu interessieren. Manchmal braucht es einfach eine Pause, um sich zu sammeln und nochmals bewusst zu werden, wer man ist und was man möchte. Oder auch einfach um zu merken, ob der gewählte Weg auch wirklich der Richtige ist. Im ständigen Stress und Motivationszustand, würde es niemand merken, dass der Weg vielleicht gerade ein falscher ist.
Schön, wieder von dir zu lesen, ich habe mich sehr gefreut! Und das schon vor fast einem Monat – doch ich war ehrlich gesagt zu sehr mit faul sein beschäftigt um dies kundzutun 😉
Franzi says
Ich lese deine Beiträge gerne, aber wenn es um das Thema Verönderung geht, denke ich mir meist, dass ich mich damit gar nicht richtig identifizieren kann, da ich mich nicht unbedingt ändern will. Ich muss immer an die üblichen Veränderungen denken: gesünder essen, mehr Sport treiben usw. aber im Grunde ist mir tatsächlich erst heute (genau genommen eben in diesem Moment – kurz bevor ich angefangen habe zu schreiben) aufgefallen, dass es doch etwas gibt, dass ich gerne an mir ändern würde. Zum einem da es einiges in meinem Leben erleichtern würde und um doch irgendwo auch Nick etwas das erleben schöner zu machen … Mein untalent Ordnung zu halten. Ich empfinde mich selber als chaotisch und das mag ich an mir, aber das Chaos sollte eventuell nicht in meiner Wohnung herrschen. Ich finde so oft Dinge nicht mehr wieder oder an Orten an denen es gar nicht gehört. Vielleicht überlege ich mir dafür mal ein kleines Programm wie ich das besser in den Griff bekomme. Dinge gleich wegräumen, sauber machen anstatt erst wenn es kritisch wird oder Dinge nicht irgendwo abzulegen, sondern dorthin wo sie gehören x’D Ich denke damit hätte ich endlich mal etwas gefunden um meine Motivation zum verändern reinzustecken, die ich immer bekomme wenn ich deine Beiträge zu dem Thema lese und meine liebe .. ich glaube ich sagte das schon mal … gerade wenn du auch negatives erzählst. Sagst das auch bei dir nicht alles gelingt. Gerade sowas ist unfassbar authentisch und macht dich noch sympatischer. Genau so wie ich das auch sehr motivierend finde <3