Buchreview: Big Magic von Elizabeth Gilbert
Es gibt Bücher, die bewirken was. Die bewirken wirklich was.
Elizabeth Gilbert war mir zuvor zwar ein Begriff, jedoch hatte ich keines ihrer Werke gelesen, auch nicht das hochgelobte “Eat, Pray, Love”.
Erst der Film dazu (den ich mir übrigens erst vor gut einem Jahr anschaute – Julia Roberts mag ich nämlich nicht besonders) hat mir die Autorin wieder ins Gedächtnis gerufen.
Denn der Film war – trotz seiner Hauptdarstellerin 😉 – wirklich schön.
Hattest du danach auch diese Aufbruchstimmung? Mir ging es jedenfalls so. Sachen packen, alle Zelte abbrechen und ab nach Bali.
So konnte ich jedenfalls gänzlich unvoreingenommen an “Big Magic” herangehen.
Und – wow. Was Elizabeth Gilbert hier vollbringt, ist wortwörtlich Big Magic‘.
Kennst du das, wenn dich ein Buch so fesselt, dass du es gar nicht weglegen willst; nicht weglegen kannst – und schließlich ist es 2 Uhr morgens, als du es doch endlich zuklappst.
Das unangenehme “Ich will wissen, wie’s weitergeht!”-Gefühl? Das bleibt.
Big Magic ist nicht so.
Ich habe das Buch meist in meiner 30-minütigen Mittagspause gelesen, Häppchen für Häppchen.
Zwar bin ich ein schneller Leser; mehr als ein paar Kapitel schaffte ich in dieser Zeit trotzdem nicht.
Das machte aber nichts.
Denn Big Magic lässt dich nie unbefriedigt zurück, im Gegenteil: Du fühlst dich inspiriert und irgendwie gut gelaunt.
Ich denke, das macht einerseits Liz Gilberts persönliche Schreibe; andererseits die Nachvollziehbarkeit der Themen. Denn eins ist sicher: Du wirst dich darin wiederfinden. Vielleicht nicht in jedem Kapitel; aber immer mal wieder.
Big Magic von Elizabeth Gilbert macht etwas mit dir
Es belebt.
Es rüttelt wach.
Es reisst mit.
Es nimmt dich an die Hand und schubst dich weg. Ganz sanft.
Ich für meinen Teil liebe Liz’ Schreibstil jetzt schon. Sie zu lesen fühlt sich an, als würden wir uns gegenübersitzen und ein persönliches Gespräch führen.
Außerdem lernt man. Und damit meine ich jetzt nicht, wie in einem Sachbuch, mit dem du Fakten auswendig lernst.
Nein, du liest und denkst dir “Ja, das habe ich auch schon erlebt!” und “Genauso ist es!”. Oder, das Geschriebene klärt plötzlich eine Frage in deinem Unterbewusstsein, die dir bisher so noch nicht klar war.
Was ich damit meine?
Lies jetzt meine 5 liebsten Learnings aus dem Buch und lasse dich inspirieren:
5 Dinge, die ich durch Big Magic gelernt habe
1. Jeder ist kreativ. JEDER.
“Zeichnen? Basteln? ICH? Ich bin überhaupt nicht kreativ.”
“Ach, für’s Schreiben bin ich viel zu untalentiert, deshalb versuche ich es gar nicht erst.”
“Aber ich kann das niiicht.
Schluss mit dem Gejammer und Ohren auf! Du bist kreativ.
Manche sind es mehr, weil sie schon lange an ihren Fähigkeiten feilen. Andere wissen vielleicht noch gar nicht, was sie können, weil sie es nie ausprobiert haben.
Fakt ist: Sag nicht mehr, du seist doch eh nicht kreativ. Denn du bist es. Wie Liz so schön sagt:
Wenn du am Leben bist, bist du ein kreativer Mensch.
Das mag ich besonders an diesem Buch. Es teilt seine Leser nicht in “kreativ” und “nicht kreativ” ein. Die Autorin glaubt ganz einfach daran, das in jedem von uns etwas Kreatives steckt und hey – ich tue es jetzt auch!
2. Kreativität muss raus!
Als kreativer Mensch kannst du nicht anders: Du musst entwerfen. Erstellen. Kreiieren.
Tust du es nicht, schlägt sich das auf deine Psyche und deine Gesundheit nieder. Kann ich definitiv unterstreichen.
Halte dich also nicht selbst davon ab, kreativ tätig zu werden.
Und wenn es nur 15 Minuten am Tag sind, in denen du an deiner Biografie weiterschreibst, mit dem Lernen einer neuen Nähtechnik verbringst oder dich an ein paar Doodles versuchst.
Hauptsache, du machst es. Denn Kreativität muss raus!
3. Es ist egal, was Andere sagen
Wenn die Leute nicht mögen, was du kreiierst, lächle und sag’ ihnen, sie sollen ihre eigene “fucking” art erstellen!
Eigentlich wissen wir alle, dass uns egal sein sollte, was Andere von uns denken.
Und doch ist das immer mein Hauptproblem, wenn ich kreativ für Andere tätig bin. Werden sie es mögen? Denken sie nicht, ich bin bescheuert/schlecht/total unfähig?
Ich habe zum Beispiel ein Faible für etwas morbidere Grafiken. Es ist quasi mein Markenzeichen. Wenn du eine Web-Collage mit einem anatomisches Herz oder einen Totenschädel drauf findest; verziert mit opulenten Blumen, ist es wahrscheinlich von mir. (… aber nicht hier auf ZENtreasures, keine Sorge. ;))
Das erste Mal, als ich sowas online gestellt habe, hatte ich wahnsinng Schiss, dass mich alle für verrückt halten.
Ja, manche Besucher schrieben, dass es nicht ihr Fall sei. Aber niemand sagte “Hör’ bloß auf!”. Und das reichte mir, um weiterzumachen.
Feedback ist super, es motiviert uns oder regt uns zum Nachdenken an.
Aber letztlich müssen wir tun, was wir für richtig halten. Besonders, wenn unsere Muse es uns vorgibt.
4. Die Muse und du – Wie du Rückschläge mit Abstand betrachtest
Wer selbstständig arbeitet, ist zumeist auch auf sich selbst gestellt.
Ich designe alleine, programmiere alleine, führe alleine SEO-Recherchen durch, kümmere mich alleine um mein Marketing, usw.
Ich mache alles alleine. Im Normalfalls stört mich das auch nicht, schließlich habe ich mich ja bewusst dafür entschieden. Es macht mir sogar Spaß, alles alleine zu machen.
Das Problem an dieser Einstellung: Wenn ich es versaue, bin ich alleine eben auch dafür verantwortlich. Nicht gerade optimal, wenn man eigentlich sein Selbstvertrauen stärken will, oder?
Liz Gilbert hat hier einen interessanten Ansatz: Was ist, wenn es eine höhere Macht gibt, die uns mit Kreativität und Inspiration versorgt? Eine Muse, Feenstaub oder Magie?
Der Hintergrund ist dieser: Auf einmal sind wir nämlich nicht mehr alleine dafür verantwortlich, wenn es mal nicht läuft.
Findest du nicht auch, dass allein dieser Gedanke dir schon eine ordentliche Last von den Schultern nimmt?
Wir müssen nicht alles alleine hinkriegen und sind schon gar nicht für alles alleine verantwortlich. Und können dadurch viel freier kreativ sein.
5. Dranbleiben! Dranbleiben! Dranbleiben!
Es hilft halt alles nichts, wie mein Vater so schön sagt.
Du. Musst. Am. Ball. Bleiben.
Das gilt nicht nur für den kreativen Schaffensprozess, sondern auch für’s Italienisch lernen, deinen Blog oder den Minijob, den du eigentlich nicht magst, aber der dir Geld für deine Reisen bringt.
Mit deinem Hund gehst du ja auch immer raus – egal, ob die Sonne scheint, es nieselt oder dicke, weiße Flocken vom Himmel tanzen. Es ist in diesem Moment egal, was du willst. Der Hund möchte raus; muss raus.
Genau stelle ich mir das auch mit deiner Muse/deiner Kreativität vor. Diese eine Idee muss aus deinem Kopf; die Worte zu Papier gebracht oder der Ton verarbeitet werden – bevor er hart wird.
Big Magic bei Amazon: deutsch englisch kindle Version
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Wenn du dich in irgendeiner Form kreativ betätigst, ist “Big Magic” ein Must-Read!
Oder kennst du das Buch schon? Wie findest du es?
Sarah says
Hey,
wie witzig. Ich bin dieses Buch grade auch am Lesen. Mich hat es in der Tat sehr überrascht. Ich fand es aber auch von Anfang an großartig und mag ebenfalls den Schreibstil von Elizabeth Gilbert sehr. Von mir gibt´s daher auch eine klare Leseempfehlung.
P.s. Ich würde super gerne mal eine deiner morbiden Grafiken sehen. 😉
Chrissi says
Na das passt ja, liebe Sarah!
Ich bin gespannt, was du für dich aus dem Buch ziehst (vielleicht ja in einem Blogbeitrag? :))!
Und was die Grafiken angeht… vielleicht maile ich dir mal eine. Vielleicht. 😉
Tanja L. says
Ich bin auch gerade in einem Kreativtief. Eigentlich fühle ich mich als durch und durch unkreativer Mensch. Werde mir das Buch aber vielleicht mal bestellen, schaden kanns ja nicht. 🙂
Chrissi says
Hallo Tanja!
Danke für deinen Kommentar!
Du BIST ein kreativer Mensch – davon bin ich überzeugt! 🙂
Ich kann nur sagen: Bestell dir das Buch oder lass es dir schenken – und erzähl mir unbedingt, wie du es findest.
Tanja L. says
Ich habe es mir mal bestellt (natü+rlich über deinen Link), bin mal gespannt wie es wird. 🙂
Chrissi says
Wie lieb von dir, Tanja! Das freut mich gerade total!
Schreib mir unbedingt, wie du das Buch fandest! <3
Tanja L. says
Hallo Chrissi, ich bin erst bis Seite 50 gekommen. Irgendwie komme ich nicht rein, das ist bis dahin nur Geschwafel, wird es später noch besser? Ich weiß auch nicht genau, aber irgendwie ist das bisher alles so nichtssagend… 🙁
Chrissi says
Liebe Tanja,
das ist ja schade!
Ich bin sofort reingekommen und war von ihrem Schreibstil wie auch von der Thematik sofort begeistert.
Vielleicht musst du wirklich noch dranbleiben? Oder du versuchst es mal mit einem anderen Kapitel? Den Abschnitt “Erlaubnis” mochte ich z.B. am liebsten.
Lass mich gerne wissen, ob du dranbleibst oder das Buch doch erstmal zur Seite legst…!
Liebe Grüße!
Christina says
Ich lese “Big Magic” auch gerade und ich glaube, es wird auch eine meiner “Bibeln”. Am Anfang dachte ich noch kurz, das wird nix für mich – Kreativität ist Magie? Das klang ja irgendwie so “cheesy”. Aber nach kurzer Zeit hatte das Buch mich. Ich lese es genau so – Häppchen für Häppchen. Immer ein Kapitel vorm Schlafengehen. Und es hat schon einige Male “Klick” gemacht. Ich empfinde das Buch wie eine Nackenmassage, wenn man ganz schlimm verkrampft und angespannt ist. Ich habe auch immer den Anspruch, dass das, was ich kreativ hervorbringen will, am besten einfach allen nur denkbaren Ansprüchen aller nur denkbaren Leser gerecht werden muss. So viel Druck! Liz Gilbert ist wie eine große Schwester, die Dich anlächelt und Dir sagt, es ist doch alles nicht so tragisch. Ganz groß!
Liebe Grüße
Christina
Chrissi says
Hi liebe Christina,
wie schön, dass “Big Magic” dich auch so abholen konnte!
Der Vergleich mit der Nackenmassage passt einfach SO gut! Mir geht es genauso – Kreativität sorgt für einen gewissen Anspruch, Druck baut sich auf… und am Ende leidet die Kreativität darunter. Liz Gilbert erinnert mit ihrem Buch wieder daran, worum es bei Kreativität überhaupt geht und dass alles – wie du schon schreibst – nicht so tragisch ist. Das hilft immer wieder. <3