Die Angst vor Erfolg und die Angst, zu scheitern, gehen oft so nah ineinander über, dass es schwer fällt, sie zu unterscheiden.
Unsere tiefste Angst ist es nicht,
ungenügend zu sein.
Unsere tiefste Angst ist es,
dass wir über alle Maßen kraftvoll sind.
Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit,
das wir am meisten fürchten.
– Nelson Mandela
Stell dir vor, du liebst es, Schmuck aus Mineralien zu erstellen. Seit du klein bist, üben Amethyst, Bergkristall, Tigerauge & Co. eine Faszination auf dich aus und du steckst Mühe und Liebe in deine Stücke.
Es beginnt, sich auszuzahlen. Du eröffnest einen Laden, um deine Schmuckstücke zu verkaufen.
Dann meldet sich die Angst.
„Ich habe Angst, dass kein einziger Kunde kommt.“ – Das ist die Angst vorm Scheitern.
„Ich habe Angst, dass schlechte Kunden kommen, die meine Arbeit nicht zu schätzen wissen.“ – Das ist die Angst vor Erfolg.
In beiden Fällen schließt du dein Geschäft wieder, bevor überhaupt ein Kunde hereinkommen kann. So kommt zwar kein schlechter Kunde, aber auch kein Guter.
Selbst wenn jemand sagt „Du kannst das doch so gut, warum machst du es nicht einfach?“
Tja. Weil „einfach“ niemals einfach ist.
Die Unbekannte X
Im heutigen Beitrag gehe ich insbesondere auf die zweite der oben genannten Ängste ein – die vor Erfolg. Ja, sie klingt absurd. Und doch blockiert sie mich auf meinem Weg, mich sichtbar zu machen, mehr, als die Furcht vorm Versagen. Vielleicht geht es dir ähnlich.
Die Angst vor Erfolg ist die unterschwellige Furcht vor Veränderung.
Was passiert denn,
- wenn du dein Ziel erreicht hast?
- dieses Video drehst und online stellst?
- mit der Ernährungsumstellung loslegst?
- um das klärende Gespräch bittest?
- die Kündigung einreichst?
Es wird eine Veränderung in Gang gesetzt, die nicht nur dich betrifft, sondern evtl. auch dein Umfeld oder deine Beziehungen.
Natürlich hast du da Angst.
Angst vor Erfolg – ein gefundenes Fressen für Selbstzweifel
Die Reaktion deines Umfelds
Was werden die anderen sagen?
Wo sich Erfolg abzeichnet, sind auch zwei Sorten von Menschen nicht weit.
Diejenigen, die den Braten riechen und unbedingt etwas vom Erfolg abhaben möchten. Dann melden sich alte Grundschulbekanntschaften plötzlich wieder, zeigen sich überrascht von deinem Erfolg „Ich hab gehört dass du Webseiten erstellst. Brauchst du vielleicht jemanden, der deine Buchhaltung macht?“
Und dann gibt es die Neider. Die, die dir insgeheim nicht gönnen, was du erreicht hast – oder es ganz offen zeigen. „Wenn man bedenkt, wie blöd du dich damals im Sportunterricht angestellt, kann man sich gar nicht vorstellen, dass AUSGERECHNET DU Yogalehrerin geworden bist. Dafür muss man wohl nicht viel können…“
Wenn dich die Angst umtreibt, dich und dein Können zu zeigen, kann auch die Furcht vor den Reaktionen deines Umfelds deinen Erfolg sabotieren. Selbst, wenn du bisher nur positive Rückmeldungen bekommen hast.
Die häufigsten Symptome der Angst vor Erfolg – und wie du sie löst
Angst-Symptom 1: Prokrastination
Menschen, die unter der Angst vor Erfolg leiden, prokrastinieren sehr häufig.
Ich merke das an mir selbst. Denn ich weiß genau, was die Aufgaben sind, die ich angehen müsste, um wirklich voran zu kommen. Aber was denkst du, was ich tue?
Alles andere. Jeder Kleinscheiß wird vorgeschoben und „plötzlich“ schaue ich auf meine To-Do-Liste und merke, dass schon wieder ein Monat vorüber ist, an dem ich eigentlich meinen Etsy-Shop einrichten hätte können.
Was tun?
Ins Handeln kommen. … Ich hasse es, das zu sagen, weil ich mir damit auch selbst wieder einmal einen Tritt in den Hintern verpasse.
Du kannst deine Aufschieberitis nur überwinden, wenn du etwas tust.
Um den Endboss zu besiegen, musst du ihn ja auch zuerst bekämpfen, richtig?
Mir hilft es, erst mit etwas anzufangen, das ich gerne mache, um in den Flow zu kommen.
Vielleicht fängst du lieber mit dem größten Hindernis an, weil du danach leichter vorankommst, wenn du diesen Stein aus dem Weg gerollt hast.
Wenn du ein umfangreicheres Projekt vor dir hast, wirkt es aufgeteilt in viele kleine Einzelschritte nicht mehr so überwältigend.
Was immer es ist: Fang an!
Hier und hier habe ich übrigens weitere Tricks gegen Prokrastination geteilt.
Angst-Symptom 2: Pessimismus
Was dich antreibt, etwas NICHT zu tun? Der Gedanke „Das ist doch eh sinnlos. Ich schaffe das sowieso nicht.“.
Du erwartest von vorneherein, dass deine Pläne nichts werden. Und guess what? Dadurch wird es auch nichts.
Gefällt dir die Vorstellung einer Morgenroutine? Morgens früher aufstehen, um Zeit für dich zu haben und sich allein um dein Wohlbefinden zu kümmern? Klingt gut, nicht?
Wäre da nicht das Problem, dass du so gaaar kein Frühaufsteher bist. Insgeheim weißt du schon, dass du morgen nicht früher aufstehen wirst… und übermorgen auch nicht.
Zwei Wochen später ist der Vorsatz der Morgenroutine wieder vergessen – ist eh Mist, DAFÜR früher aufzustehen. Ein schlechtes Gewissen hast du trotzdem.
(Mir geht’s übrigens so mit allem, was mit Sport zu tun hat.)
Was tun?
Neugierig sein und Probleme zu Herausforderungen machen.
Du musst dein Leben nicht von heute auf Morgen umstellen. Wenn du die Morgenroutine interessant findest, gib ihr eine Chance. Nimm dir vor, fünf Tage lang eine Stunde früher aufzustehen. Oder – einfach nur Morgen. Probier dich aus, ohne dich unter Druck zu setzen. Wenn du nach deiner „Testphase“ nicht überzeugt bist, hast du jedes Recht, wieder aufzuhören. Aber zumindest kannst du dir dann nicht selbst vorwerfen, dass du es nicht wenigstens versucht hast.
Lass Probleme nicht (mehr) zu solchen werden. Mach sie zu Herausforderungen, die du lösen kannst. Frage dich, was du tun kannst, wenn der “Worst Case” eintritt. Lege dir einen Plan B, C, … Z zu, wenn es dir hilft. Das Lösen von Problemen kann eine echte Chance sein, um zu wachsen und sichtbarer zu werden!
Angst-Symptom 3: Will ich zu viel?
Auch der gegenteilige Fall zu den ersten beiden Symptomen kann ein Zeichen dafür sein, dass du dich nicht sichtbar machst, weil du unter Erfolgsangst leidest.
Fängst du immer wieder neue Projekte an, schließt aber keines ab? Steckt du Stunden in die Umsetzung einer neuen Idee, nur um dann kurz vor Fertigstellung aufzugeben?
Mir ging es so mit meiner ersten Unternehmenswebsite. Ich arbeitete tagelang daran, programmierte, entwarf, textete – und stellte die Seite dann nie online. Der Grund? Obwohl ich all mein Können hineingesteckt hatte, gefiel sie mir nicht.
Erst Monate später und mit einer kompletten Konzeptänderung ging sie online.
Was tun?
Dir über dein Ziel klar zu werden.
Die Frage ist nicht, ob du zu viel willst. Die Frage ist: Was willst du überhaupt? Was erhoffst du dir, davon, wenn du dich sichtbar machst?
Willst du deine Website online stellen, um damit deinen Wunschkunden anzusprechen?
Wünschst du dir 100 neue Abonnenten für deinen Newsletter?
Ist es dein Ziel, in den nächsten drei Monaten 5 kg abzunehmen?
Je genauer du dein Ziel festlegst, desto besser wirst du es im Kopf behalten und daran arbeiten können.
Das Fundament deiner Angst
Warst du früher überzeugt davon, dass jemand, der auf Youtube Erfolg hat, eigentlich gar nichts arbeitet und nur auf „Fame“ aus ist? Nun bist du aber selbst auf der Plattform und dein Subscriber-Count steigt?
Die Chancen stehen 50:50, dass du dich entweder vor dir selbst ekelst und kein einziges Video mehr hochlädst. Oder dass du, angespornt von deinen Erfolgen, umso mehr Freude und Energie hineinsteckst.
Haben deine Eltern dir schon als Kind gesagt, dass deine Zeichnungen zwar schön seien, aber du dich lieber wieder auf deine Mathe-Hausaufgaben konzentrieren solltest, denn “ein Künstler ist jemand, der nichts anderes kann und muss am Hungertuch nagen”?
Das sind negative Glaubenssätze, die sich in deinem Weltbild festgesetzt haben – viele sogar seit deiner Kindheit.
Die effektivste Methode, deine Angst zu überwinden, ist es, diese negativen Denkmuster in Positive umzuwandeln.
Schau nochmal auf die beiden Beispiele von eben.
Positiv umgewandelte Glaubenssätze dafür sind:
- „Ich kann erfolgreich sein, ohne mich selbst dabei zu verlieren.“
- „Ich kann von meiner Kunst leben.“
Versuch, dein Denken und deine Einstellung umzupolen und rufe dir diese neuen, positiven Glaubenssätze immer wieder ins Gedächtnis. Irgendwann wirst du sie nämlich glauben – und genau das wollen wir. 🙂
Das Thema Glaubenssätze geht viel, viel tiefer als ich es hier angerissen habe. In diesem Blogartikel habe ich bereits ausführlich darüber geschrieben, was Glaubenssätze sind, wie du sie erkennst und wie du sie auflöst.
Um dich offen für deinen Erfolg zu machen (ich sage bewusst nicht deinen „möglichen“ oder „eventuellen“ Erfolg), muss dir bewusst sein, dass auf deinem Weg immer wieder vor Herausforderungen stehen wirst (und ich sage hier bewusst nicht „Misserfolge“), die es zu lösen gilt. Betrachte sie als Wachstumspotenzial und nicht als Grenze.
So sieht mein persönlicher Sichtbarkeits-Weg aus
Die Angst vor Erfolg ist präsent, aber nicht mehr so, wie sie es noch vor einem halben Jahr war. Je mehr ich mich traue, mich zu zeigen, desto mehr kann ich mich über die Reaktionen der Menschen freuen und neue Energie daraus schöpfen.
Tipp: Mein Wissen über die Angst vor dem Erfolg habe ich aus dem Buch Angst vor Erfolg?: Wie Sie aufhören, sich selbst zu sabotieren* (Affiliatelink)
Es ist nicht zu 100% mein Stil, aber um sich einen wissenschaftlichen Einblick in die Angst vor Erfolg zu verschaffen, kann ich es durchaus empfehlen.
Die bisherigen Artikel:
- Mein Wort des Jahres und meine Mission 2018
- Die Angst vor Erfolg
Fou says
Die Angst vor dem Erfolg kenne ich in der Tat (leider) noch nicht. D:
In einem Punkt finde ich mich aber wieder. Negative Glaubenssätze. ,,Kannst nichts…”, ,,Tust nichts…”, ,,Wird nichts…”
Solche Sachen ziehen mich gerade etwas sehr runter und ich merke selber, dass da die Angst “vorm Versagen” oder Ähnlichem besonders stark ausgeprägt ist.
Ich stelle mir die Angst vorm Erfolg aber auch “lähmend” vor, wie jede Angst ja irgendwie. Sie ist eine Fluchtreaktion vor bestimmten Situationen oder: Um genau diese bestimmte Situationen zu vermeiden. Aber umso schöner finde ich, dass du einzelne Angst-Typen in deinem Beitrag nennst, ich fand das sehr interessant zu lesen.^^
Chrissi says
Sei froh darüber! 😉
Wenn du dich beim nächsten Mal erwischt, wenn du wieder so einen negativen Glaubenssatz denkst, hinterfrag ihn. “Warum denke ich das gerade?” und “Stimmt es WIRKLICH? Sage ich das nicht nur, weil gerade eine blöde Situation ist?” Denn natürlich stimmen diese Glaubenssätze nicht. Wir müssen nur lernen, das auch bewusst zu denken. Damit nimmt man den Zweifeln den Wind aus den Segeln.
Eine Fluchtreaktion – genau so ist es. Man muss lernen zu unterscheiden, ob hier wirklich eine lebensbedrohliche Situation vorliegt oder man “einfach nur” Angst vor Veränderung hat. Meist ist es nämlich zweiteres. Das Gehirn kann das nur nicht unterscheiden.
In den zukünftigen Beiträgen kommt das Thema Angst sicher noch häufiger vor.