Deshalb musst du nicht perfekt sein.
& Das Pareto-Prinzip
Mein Perfektionismus treibt mich regelmäßig an den Rand des Wahnsinns.
Manchmal habe ich 10 und mehr Entwürfe für ein Web-Layout erstellt und keines davon erblickte je das Licht der Web-Welt.
Warum es so viele Entwürfe sind? Weil ich jedes Mal wieder an folgenden Punkt kam:
Irgendwas fehlt. Wenn ich diesen Text um fünf Pixel nach links verschiebe… nee. Lieber nur drei. Und einen nach unten. Perfekt!
… Oder? Der Hintergrund könnte sowieso einen Tick grüner sein… Tannengrün oder Emerald? Sollte ich das Bild nicht anders positionieren? Es sieht schon gut aus, aber…
… Wenn ich das so schreibe, muss ich selbst darüber schmunzeln.
In Wirklichkeit ist dieser Vorgang grauenvoll, frustrierend und zeitraubend.
Ich sitze in der Perfektionismus-Falle.
Fakt ist nämlich: Alle 10 Entwürfe waren gut.
Anstatt weitere Stunden und Nerven an neuen Versuchen zu verschwenden, hätte ich eines der Vorhandenen nehmen und weiterbearbeiten können.
Noch schlimmer ist Perfektionismus nur noch in Kombination mit Aufschieberitis.
Das Eine entsteht aus dem Anderen. Ich weiß, wovon ich spreche.
Das Ergebnis des Ganzen: Nichts wird fertig – außer meine Nerven. Denn je weniger ich schaffe, desto mehr frustriert es mich.
Perfektionismus und seine Ursachen.
Kommen dir Situationen wie diese bekannt vor?
Gut möglich, dass du jetzt zusammen mit mir in der Perfektionismus-Falle sitzt.
Da war dieses weiße Kaninchen namens “Idee”, das uns ins bunte Wunderland lockte.
Nur sind wir scheinbar dem falschen Tier gefolgt, denn wo es uns hinbringt, ist es frostig und düster. Aber wir sind viele, also bleiben wir.
Perfektionismus heißt nichts anders, als dass du etwas perfekt, zu 100% – wenn nicht sogar 110% machst.
Der Traum eines jeden potenziellen Arbeitgebers, oder?
Naja. Nicht mehr, denke ich.
Denn gerade im Berufsleben kann uns übertriebener Perfektionismus fertig machen. Dauerhaft hoher Anspruch an uns selbst, gepaart mit ständiger Kritik; ebenfalls an uns selbst, schafft nur eines: Mehr Druck.
Und mal ehrlich: Kein Personaler will mehr hören, wie ach so perfektionistisch du bist.
Oft hindert uns die Angst vor Ablehnung oder Kritik davor, Dinge zu tun/auszusprechen/zu ändern, die uns eigentlich wichtig sind.
Mehr noch: Die Angst schürt den falschen Perfektionismus nur weiter an.
Ich gebe es ungern zu, aber das ist auch mein Problem.
Lieber kritisiere ich mich selbst vorab schon ausgiebig, bevor es jemand Anders tut, wenn mein Werk online ist.
Klingt bescheuert? Ist es auch.
Aber schwer abzulegen.
Wann kommt das Andere; weiße Kaninchen und zieht mich mit hinunter ins Wunderland?
Falls du dich jetzt fragst, warum ich überhaupt iiirgendetwas mit Design beruflich machen will? Nach meinem wenig rühmlichen ersten Auftrag und einer solchen Einstellung?
Berechtigte Frage.
Ich will es, weil ich es liebe. Trotz allem Nichts begeistert mich mehr als kreativ zu arbeiten und Photoshop ist eben zufälligerweise meine erste Wahl.
Außerdem will ich mir selbst beweisen, dass ich es eben trotz Selbstzweifel, Perfektionismus & Co. schaffen kann.
Wir pushen uns immer ans Limit und gehen am härtesten mit uns selbst ins Gericht.
Nur, um dann doch nicht zufrieden zu sein.
Warum willst du weniger Perfektionismus und mehr #einfachmachen?
“Da geht noch mehr?” Nein. Diesmal nicht.
Es wird Zeit, dass wir uns endlich ein bisschen entspannen. Bist du dabei?
Den Schlüssel zum Wunderland gibt es hier:
Das Pareto-Prinzip oder: Die 80/20-Regel
Anfang des 20. Jahrhunderts untersuchte der Italiener Vilfredo Pareto die Verteilung des Bodenbesitzes in seinem Land.
Er stellte fest, dass 20% der italienischen Bevölkerung im Besitz von ganzen 80% des Bodens waren. Pareto forschte weiter und bemerkte bald, dass sich diese Verteilung auf viele andere Lebensbereiche übertragen ließ.
So entstand das Pareto-Prinzip.
Es besagt:
80% der Ergebnisse können mit 20% des Gesamtaufwandes erreicht werden. Die verbleibenden 20% der Ergebnisse benötigen mit 80% die meiste Arbeit.
Das heißt, dass du einen Großteil deiner Ergebnisse in einem verhältnismäßig geringen Zeitaufwand schaffst. Je mehr Zeitaufwand (hust, Perfektionismus, hust!) du dann noch hineinsteckst, desto geringer werden deine weiteren Ergebnisse.
Ein paar Beispiele für das Pareto-Prinzip
Mit 20% deiner Freunde verbringst du 80% deiner Zeit.
80% der Vokabeln lernst du in 20% der Zeit.
80% deiner Zeit trägst du nur 20% deiner Klamotten. (True that!)
80% deines Blogposts schreibst du in 20% der Zeit.
In manchen Fällen verteilen sich die Werte ein wenig anders, aber der Grundsatz bleibt gleich.
Mit einem Mitteleinsatz von 20% könnten 80% aller Probleme gelöst werden.
Für mich bedeutet das im Umkehrschluss aber auch: Einen Großteil meiner Zeit habe ich bisher für nur 20% an Ergebnissen verplempert.
Was das Pareto-Prinzip dir nicht gibt
Es bringt nichts, 20% Aufwand und 80% Ergebnis miteinander zu addieren und bäm, 100%! Diese beiden Dinge sind nicht dasselbe.
3x die Woche Salat zu essen, wird nicht reichen, um dich schlanker zu machen.
Erwartest du 100% des Ergebnisses, dann gib’ auch 100%!
Super Rat, Chrissi. Und wie mache ich das?
Gehe das Problem aus einer anderen Perspektive an!
Du weißt nicht, was du willst?
Warum versuchst du es nicht andersherum?
Oft fällt uns eher auf, was wir nicht mögen/was uns nicht gefällt. Nutze das für dich!
Frage dich also: Was willst du NICHT?
Ich wette, hier fallen dir sofort einige Beispiele ein.
Wenn ich bei einem Design in der Perfektionismus-Falle stecke, lasse ich ein, zwei Tage vergehen und schaue mir dann alle Entwürfe nacheinander wieder an. Die, die nicht in den ersten fünf Sekunden überzeugen, werden gelöscht. Rigoros.
Und für alle Fälle gibt es immer noch die Wiederherstellen-Funktion des digitalen Papierkorbes.
Setze dir ein Zeitlimit!
Früher fand ich oft genau dann an Allem etwas auszusetzen, wenn eine Deadline drohte.
Inzwischen arbeite ich aktiv damit und setze mir ein zeitliches Limit..
Bis wann willst du deinen Blogbeitrag fertig haben? Heute Abend, 20 Uhr?
Wie lange wirst du dafür brauchen? 4 Stunden?
Dann nimm’ dir die Zeit; blocke sie dir im Kalender und schreibe.
Wichtig ist, dein Zeitlimit genau einzuhalten. Fünf Minuten mehr sind vielleicht kein Weltuntergang. Aber alles, was darüber hinaus geht, stürzt dich zurück in die Perfektionismus-Grube.
Wechsle deine Arbeitsweise, um wieder in den Flow zu kommen!
Bloggen läuft zwar nicht, aber vielleicht schreibst du erstmal etwas anderes, um in den Flow zu kommen? Beantworte E-Mails oder Kommentare oder nimm dir ein Blatt Papier und kritzle darauf herum.
Wenn du gar nicht weißt, was du schreiben sollst, empfehle ich dir meine Tipps zum Schreiben von Morgenseiten.
Mach’ mal Pause!
Gerade, wenn du nicht den Geistesblitz hast, wie du weiterarbeiten sollst – lege dein Projekt beiseite. Es wird in diesem Moment nichts besseres dabei rauskommen.
Wirklich nicht.
Beschäftige dich erstmal mit etwas ganz Anderem. Gehe raus oder wirf Netflix an und lass dich eine Stunde lang berieseln.
Ich kochte zum Beispiel oft, wenn ich feststecke.
Für mich funktioniert das nicht immer, aber vielleicht ist es für dich genau die richtige Methode.
So nutzt du dieses Wissen am besten für dich
Merke es dir. Verinnerliche es. Klebe es dir mit einem Post-It an deinen Bildschirm oder den Badezimmer-Spiegel – egal wo, nur erinnere dich immer wieder daran, dass du nicht perfekt sein musst – und deine Arbeit ebenfalls nicht.
Mir hat allein dieser Gedanke schon unheimlich geholfen.
Das heißt nicht, dass ich plötzlich keine Perfektionistin mehr bin.
Ich höre aber auf, wenn ich zufrieden bin. Denn mittlerweile weiß ich, dass es gut genug ist und dass weitere Änderungen so gering sein werden, dass ich es auch jetzt schon fertigstellen kann.
Genau dann, wenn du wieder vor dem Kaninchenloch stehst und nicht weißt, ob du springen sollst oder nicht.
Spring.
Und freu dich! Du hast gerade etwas Wundervolles geschaffen!
Und jetzt erzähl mir: Wo kannst du das Pareto-Prinzip für dich anwenden?
Lebensbummlerin says
Wieder mal ein wundervoller Beitrag und WIE Recht du hast!
Zu deiner Aussage “Wir pushen uns immer ans Limit und gehen am härtesten mit uns selbst ins Gericht. Nur, um dann doch nicht zufrieden zu sein.” kann ich nur zustimmend nicken und es doppelt unterstreichen.
Als ich mit meiner Ausbildung fertig war wollte ich alles unbedingt perfekt bearbeiten; alles sollte einwandfrei und feherlos sein. Ich wollte niemanden eine Angriffsfläche bieten indem ich etwas falsch bearbeitet habe. Ich habe mich selber immer sehr unter Druck gesetzt und mir eingeredet, dass muss so sein, weil ich jung und dynamisch bin, weil ich frisch ausgelernt habe und daher alles wissen muss.
Viel zu spät habe ich “herausgefunden”, dass das ganze absoluter Schwachsinn ist. Es ist in Ordnung nicht perfekt zu sein und nicht alles zu wissen.
Das ganze habe ich leider mit meiner Gesundheit gebüßt. Wenn ich Stress in der Arbeit habe wirkt sich das sofort auf meinen Rücken aus, ich komme nur schwer aus diesen Löchern raus und mache mich selber einfach nur seelisch kaputt.
Glücklicherweise kann ich heute behaupten, dass es diesbezüglich besser geworden ist. Ich möchte zwar immer noch fehlerfrei arbeiten (was ich bis zu einem gewissen Grad auch in Ordnung finde), aber ich habe noch einen langen Weg vor mir bis ich wirklich aus dieser “Gefahrenzone” bin und wirklich entspannt arbeiten kann.
Ich finde wir alle müssen die richtige Balance zwischen guter, abgelieferten Arbeit und einem lebenswerten, stressfreien Leben finden.
Deinen Tipp, dass man die Dinge aufschreiben soll, welche man NICHT machen möchte, finde ich auch sehr gut.
Uns Menschen fällt es wirklich schwer die “guten/positiven” Dinge festzustellen 😀
Danke nochmal für diesen tollen Beitrag 🙂
Ich finde es beruhigend zu lesen (nicht falsch verstehen!), dass auch du solche Phasen hast und wie gestärkt und positiv du daraus hervorgehst.
Du hast eine starke Persönlichkeit und kannst auf dich und deine Entwicklung sehr stolz sein 🙂
Liebe Grüße
Chrissi says
Lieben Dank für deinen Kommentar und deine Ehrlichkeit!
Ich find es so toll, dass du und auch andere Kommentatoren hier so offen schreiben!
Deine Einstellung als Berufsanfänger kann ich ja so nachvollziehen. Man will und muss sich beweisen, immerhin gibt der Betrieb einem eine Chance, blablabla.
Studenten geht es bestimmt ähnlich.
Ich weiß nicht, ob es mit dem Alter zu tun hat oder mit der wachsenden Erfahrung – wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem – aber es wird besser. Du sagst ja schon, dass du inzwischen entspannter geworden bist und das wird auch noch besser werden. Ich merke es an mir selbst. Lieber frage ich doppelt, bevor ich etwas mache, wobei ich mir nicht sicher bin (und das mich dann die ganze Nacht wach hält, weil ich unsicher bin, ob ich es richtig gemacht habe…).
Fehlerfrei ist natürlich gut (gerade in deinem Job), aber es lebt sich so viel leichter, wenn man sich selbst nicht für einen Fehler bestraft. Fehler gehören dazu; sie sind erlaubt.
“Ich finde wir alle müssen die richtige Balance zwischen guter, abgelieferten Arbeit und einem lebenswerten, stressfreien Leben finden.” Dieser Satz trifft es so gut!
Ich glaube, viele Menschen denken sich “ja, aber wie soll ich das machen? Das ist doch gar nicht möglich.”.
Aber insgeheim wissen wir schon ganz genau (oder zumindest in Ansätzen), wo die richtige Balance für uns liegt. Darauf zu hören, lautet die Devise. Spätestens, wenn die Gesundheit darunter leidet, legt sich der Schalter bei den Meisten um (wie du ja selbst auch bemerkt hast.).
Du hast wirklich eine gesunde Einstellung zum Perfektionismus entwickelt!
Für die Worte am Schluss danke ich dir, das ist ein ganz, ganz tolles Kompliment! <3
Liebe Grüße!
Lebensbummlerin says
Normalerweise bin ich wirklich nicht so der Typ dafür so offen über Privates im Netz zu schreiben, aber hier auf deinem Blog fällt es mir erstaunlich leicht 🙂
Wissen tun wir wirklich viel, aber wie du geschrieben hast ist das Eingestehen immer der schwierigste und härteste Teil davon.
Ich glaube das gehört alles zur Persönlichkeitsentwicklung dazu – wir müssen besser lernen auf uns selbst zu hören ohne uns viel zu viele Gedanken um alles herum zu machen.
Fou says
Wieder ein sehr schöner Beitrag, liebe Chrissi. 🙂
Wir alle kennen wohl das Problem; perfekt sein zu wollen und am besten von Anfang an alles richtig, ohne auch nur einen Fehler. Als ich damals im August 2012 angefangen habe, im Buchladen zu arbeiten, wollte ich vor allem eins: Von Anfang an dabei sein und mir so wenig Fehler wie möglich erlauben (das war meine größte Panik – der Gedanke, bei zu vielen Fehlern zwar einen Nebenjob bekommen zu haben, aber auch sehr, sehr kurz!).
Das war wohl zum einen die Angst vor der Kritik – vor der ich mich damals wirklich sehr gefürchtet habe; die Svenja könnte ja etwas falsch machen… Früher habe ich es darauf zurück geführt, dass man mich nicht mögen würde und all solch negativen Gefühle wie Ablehnung, kein Vertrauen in meine Stärke(n), auf Fehler folgt Fehler haben sich in meinem Kopf abgespielt. So wie: Einmal den Fehler, immer den Fehler. Ein Teufelskreis sozusagen. Ich glaube, zu meinen ersten Erfahrungen bezüglich Nebenberuf habe ich irgendwo anders in einem Kommentar auf Zentreasures glaube ich eine etwas ausführliche Geschichte dazu geschrieben. Von wegen: Damals war die Kasse falsch, ach, das war bestimmt wieder die neue Studentin… Obwohl früher jeder meine Kasse benutzen durfte (selbst während meiner Mittagspause). Das System, jeder besaß eine eigene Kasse, kam anschließend erst sehr viel später.^^
Ich habe später im Beruf gemerkt, dass es nicht schlimm ist, auch zu fragen, wenn man etwas nicht weiß. Ich vermute jedoch, das kommt auch ganz darauf an, wie man mit fragenden Menschen umgeht bzw. wie die Reaktion des Antworters ist.
Ich kenne viele Kollegen, die auf einer dummen Frage (bekanntlich gibt es keine dummen Fragen sondern nur dumme Antworten) direkt hochnäsig antworten: ,,Ja, das müsstest du doch schon wissen. Arbeitest ja lange genug hier!”
Wenn ich solche Antworten oder andere höre, dreht sich bei mir direkt der Magen um. Die Angst, dass wieder so eine Reaktion kommt, ist hoch, der Drang, keine Fehler zu machen, schiebt sich in den Kopf und der Druck steigt. Und man fragt nicht mehr, aus Angst vor eben solch negativen Reaktionen. Das ergeht vielen Schülern ja häufig in der Schule. Man wird wegen einer Antwort ausgelacht und beteiligt sich wegen genau dieser Reaktion selten bis überhaupt nicht mehr am Unterricht – aus Angst, man könnte falsch handeln.
Gerade in meiner Anfangszeit im Nebenjob musste ich mir Ellenbogen zulegen und ich kann heute sagen oder eher behaupten: Die Tätigkeit im Buchladen hat mich reifer werden lassen. Aus dem anfänglich schüchternden Mädchen hat sich später eine selbstbewusste Frau entwickelt.
Um den roten Faden jedoch nicht zu verlieren (ich merke, ich schweife gerne ab XD):
Ich habe mir damals vieles einfach zu sehr zu Herzen genommen. Quasi zu viele Sorgen um nichts (weil ich perfekt sein wollte? Wer weiß). Dieses Problem habe ich heute noch, wie du ja glaube ich in den letzten Wochen bei einer letzten WA Nachricht von mir feststellen konntest. Ich habe die Beantwortung eines Kommentars falsch aufgefasst und dachte, du könntest mich damit meinen. Natürlich falsch gedacht, da du damit ja Lebensbummlerin meintest und nicht mich.
Me: Kopf einziehen.
Andersherum ertappe ich mich auch im beruflichen Leben als Studentin immer wieder dabei, perfekt sein zu wollen. Ich glaube jedoch, dass ich das eher meinen Eltern zeigen will – ich kann’s. Und am Ende deprimiert bin und beinah schon in Depressionen gerate, weil es mit den Prüfungen und den Anforderungen nicht so klappt, wie ich es mir gerne vorstelle. Zumal es in all der Zeit nicht mal wirklich mehr das ist, wo ich glaube, das würde ich 40 Jahre in meinem Leben ausüben wollen. Ich erinnere mich an deinen letzten Blogeintrag vom Scheitern. Ich sage mir: Dann bin ich eben gescheitert und studiere im WS nochmal neu – und das, was mich auch wirklich anspricht. Die Realität sieht da immer ein Stückchen schwieriger aus. xD
Deine Tipps finde ich sehr gut und einige sprechen mich bereits an – ich merke auch, dass ich mich in einigen selber wieder finde. : D
Beispiel: Arbeitsweise wechseln.
Seit Neujahr nehme ich mir vor, endlich mit meinem Buch anzufangen. Bisher habe ich mir nur Ideen aufgeschrieben, mit denen ich doch (für den Anfang) sehr zufrieden bin. Aber zurzeit ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich doch nicht weiter schreibe. Vielleicht ist dies auch eher eine Sache der Einstellung. Meine beste Freundin hat seit den letzten Wochen ihr erstes Buch (Nachtgespenst) veröffentlicht. Vielleicht ist das eher so ein Gedanke: Oh, ich will auch gerne ein Buch, meine Ideen, veröffentlichen, der Welt präsentieren. Stattdessen ertappe ich mich dabei, dass ich meine Charaktere zunächst zeichnerisch Leben einhauchen will, was mir super viel Spaß macht. ^^
Beispiel: Mach mal Pause!
Wenn ich Ideen benötige oder einfach eine kleine Auszeit benötige, gehe ich raus, in die Natur, gehe spazieren, fahre mit der Bahn in benachtbarte Städte – oder Städte, die etwas weiter im Bundesland entfernt liegen. So mach ich mir den Kopf frei, komme ins Nachdenken, schnappe Ideen auf, genese und kann auch meine Gedanken bei einem wirklichen Tohuwabohu neu ordnen.
Zum Schluss kann ich den Worten von Lebensbummlerin nur zustimmen. Für mich bist du beinah schon so etwas wie ein Vorbild und ich lese unheimlich gerne deine Schritte deiner Entwicklung und freue mich, welche positiven Erfahrungen zu gemacht hast. : D
Alles Liebe und bis zum nächsten Eintrag. <3
Deine Fou
Chrissi says
Wow Fou, das ist ja mal wieder ein langer Kommentar – danke für deine Ehrlichkeit!
Du bringst es auf den Punkt – ich glaube wirklich, dass die meisten Menschen kennen das Gefühl. Gerade in unserer Gesellschaft bist du mehr wert, je perfekter du bist.
Diesen Teufelskreis aus negativen Gefühlen kenne ich auch. Da kann man sich ordentlich drin festfahren und sich vorallem viel Mist einreden.
Man fühlt sich selbst wie der größte Versager – und das, obwohl noch gar nichts passiert ist. Total bescheuert eigentlich, aber es ist schwer, aus dem Gedankenkarussell herauszukommen.
Wegen solchen Antworten, wie du sie beschreibst, traut man sich dann nicht mehr zu fragen, und fühlt sich dumm. Das ist noch so ein Teufelskreis. Aber letztlich ist es dann nicht deine Schuld, dass der Antwortende ein Arsch ist – sondern seine eigene.
Ich halte dich z.B. für einen sehr ordentlichen Menschen, gleichzeitig auch kreativ und vielfältig interessiert. Eine gute Mischung! 🙂 Und auch der Beschreibung „vom schüchternen Mädchen zur selbstbewussten Frau“ stimme ich zu. Einfach, weil es so IST. Diese Wandlung macht man automatisch durch, wenn man ins Berufs/Uni/Erwachsenenleben eintaucht.
Und sieh es mal so: Du arbeitest schließlich immer noch in dem Buchladen, also hast du etwas richtig gemacht ^^
Über dieses „zu Herzen nehmen“ habe ich mir nach dem Gespräch mit dir auch Gedanken gemacht. Ich wollte es dir erst gar nicht schreiben, dachte mir aber dann, dass du dich damit wieder entspannst.
Ich beziehe aber auch alles auf mich; fühle mich sofort schuldig, obwohl ich WEIß, dass ich gar nichts gemacht habe.
Bestes Beispiel: Mein Chef kommt verärgert telefonierend ins Büro und mir schießt sofort der Gedanke in den Kopf, dass sich gerade jemand über mich beschwert, weil ich irgendwas falsch gemacht habe.
Dass das völliger Blödsinn ist, weiß ich selbst. Aber die Gedanken kommen schneller, als dass ich „Perfektionismus“ sagen kann…
Solche Situationen kennst du vermutlich.
Den Aspekt, zu zeigen „Schaut her, ich kann’s!“, verstehe ich auf der anderen Seite auch. Man will sich ja beweisen und gelobt werden.
Das ist ganz normal.
„Dann bin ich eben gescheitert und studiere im WS nochmal neu – und das, was mich auch wirklich anspricht“ JA! Es ist vielleicht ein Rückschlag, aber das macht dich als Mensch nicht weniger wertvoll als vorher.
Zu den Tipps:
Gratulation an deine Freundin – das ist klasse, dass sie ihr erstes Werk veröffentlicht hat!
Ich persönlich würde mich dadurch wohl noch mieser fühlen, weil ich nicht weiterschreibe. Aber genauso würde es mich motivieren, mich selbst endlich wieder reinzuhängen.
Du gehst vielleicht mit den Zeichnungen gerade einen anderen Weg – aber damit lernst du deine Charaktere noch besser kennen und hauchst ihnen eben so Leben ein. Ich bin sicher, dass das kein Nachteil ist, wenn du später wieder weiterschreibst.
Schön, dass du die Pausen so wichtig nimmst. Natur hilft mir ja auch besonders gut, den Kopf frei zu kriegen. Ist sicher nicht Jedermann’s Sache, aber uns hilft es und dieses Wissen ist schon viel Wert!
Auch an dich ganz lieben Dank für deine Worte am Schluss! <3
Ich kann dir nur sagen, dass auch du eine positive Entwicklung durchmachst – das ist zumindest mein Eindruck! 🙂
Bis bald, liebe Grüße!
Jolly says
Ich find deinen Beitrag toll! Ich denke, jeder von uns hat so das Bedürfnis perfekt zu sein. Aber ehrlich gesagt muss man das heutzutage auch. Wenn ich so sehe, was Kinder heutzutage machen und wo gewisse Eltern ihre Sprösslinge hindrängen (hier noch ein Hobby, da noch ein Förderkurs) – dann kann ich es verstehen. Man muss immer und überall abrufbereit sein, flexibel sein, arbeiten wie ein Tier aber dennoch ausgeglichen und munter sein. Und trotzdem kriegt man bei kleinen Fehlern schon gröbste Probleme. Wir werden doch wenn man es so betrachtet beinahe darauf trainiert, nicht? 😉
Ich hab nicht immer das Gefühl perfekt sein zu müssen – zum Glück. Aber ich kenne das mit den Designs zu gut. Mir geht es hier nicht ums perfekt sein, sondern nur darum, dass mir meine eigene Arbeit gefallen muss. Da kommt es sehr oft vor, dass das leider nicht der Fall ist und ich dann komplett neu Anfange. Gefühlt 100 Mal. Entweder schaffe ich es dann oder ich sag mir irgendwann “scheiss drauf” und nehme dennoch eine der Arbeiten die ich am wenigsten übel finde. Aber leider nicht gut. Daher immer die vielen Designwechsel xD
Etwas muss ich wirklich noch austesten: Die Sache mit der Deadline. Ich habe immer eine Deadline (zumindest bei der Arbeit) und bin da immer knapp dran. Dann bin ich immer total im Stress und mache alles auf den letzten Drücker. Mein Gedanke bei deinem Thema war nun, dass ich mir eine Deadline vor der Deadline setze. Nur ob das wirklich klappt, wenn mir bewusst ist, dass ich dennoch ein wenig Zeit in Reserve habe, ist dann die andere Frage xD
Chrissi says
Da hast du vollkommen recht, Jolly. Uns wird schon von klein auf eingetrichtert, perfekt sein zu müssen. Als Erwachsene wird es von uns erwartet, perfekt zu sein. Aber im Gegenzug wird jemand, der sich selbst für perfekt und fehlerlos hält, nicht für voll genommen – und ist es wahrscheinlich auch nicht.
Kein Wunder, dass so viele Menschen (vorallem Mädchen und Frauen) diesen falschen Perfektionismus besitzen.
Toll, dass du selbst schon so reflektiert bist und dir nicht dauernd den Druck machst, perfekt zu sein.
In Sachen Designen ticken wir jedoch unterschiedlich. Für mich hat das nichts mit “Gefallen” zu tun – denn (so viel Ego muss sein ;)) mir gefallen meine Sachen im Normalfall sowieso. Ich denke mir nur immer, “es könnte NOCH besser werden, noch schöner, noch perfekter”.
Es ist aber sicher genauso demotivierend, wenn einem die eigenen Designs nicht gefallen und man dann das erstbeste nimmt. Kein Wunder, dass du so viele Designwechsel hattest! xD
Probier es! Gerade wenn du sonst kurz vor der Deadline total gestresst wirst, ist so eine “Extra Deadline” Gold wert. Ich habe beim ersten Versuch schon gemerkt, wie viel entspannter ich war.
Plan genug Zeit ein – lieber zu viel als zu wenig. In der Arbeit ist das natürlich nicht immer möglich, aber für private Projekte, wie z.B. ein neues Youtube-Video, ist es machbar. Wenn ein Video z.B. am Sonntag in zwei Wochen online gehen soll, setze dir die Deadline vor der Deadline am Mittwoch vorher. Wenn du bis dahin noch nicht fertig sein solltest, hast du immer noch 5 Tage übrig. 🙂
Fashionqueens Diary says
Ein sehr schöner Beitrag und du hast absolut Recht mit allem! Manchmal ist es in der Theorie nur so viel einfacher als in der Praxis und vor allem mit dem Perfektionismus tue ich mich immer wieder schwer^^ Aber Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Ich arbeite also weiter an mir 🙂
Chrissi says
Danke für deinen Kommentar, liebe Sonja!
Ich finde, du hast da schon eine super Einstellung – wenn man selbst weiß woran es hakt, ist die erste Hürde überwunden. (Und ehrlichgesagt beruhigt es mich, dass wieder jemand zugibt, sich mit Perfektionismus schwer zu tun. Da fühle ich mich nicht so allein ;))
Ich wünsche dir alles gute für deinen Weg!