Im letzten Post habe ich bereits über meine berufliche Zukunft gesprochen.
Heute ist das Wohlbefinden dran. Und dieser Beitrag fällt mir alles andere als leicht, denn gleich zu Anfang muss ich dir etwas gestehen. Etwas, das mich vielleicht nicht gerade sympathisch macht.
Hi, ich bin Chrissi… und ich leide unter akuter Aufschieberitis.
“Aha”, denkst du dir nun vielleicht, “ich hatte auch nur selten Lust, für meine Prüfungen zu lernen oder endlich die Küche aufzuräumen. Wir prokrastinieren doch alle mal.”
Das stimmt. Kennen wir wohl alle.
Nicht so cool ist es allerdings, wenn man nicht nur Alltagsdinge aufschiebt, sondern vielmehr die Dinge, die man eigentlich GERNE tut/tun würde.
Fällt mir irgendetwas ein, worauf ich Lust habe (z.B. ein neues Projekt in Photoshop umsetzen oder fotografieren), sagt eine gedehnte, lockend klingende Stimme in meinem Kopf:
“Komm, stresse dich doch heute nicht mehr. Mach das am Wochenende, wenn du ausgiebig Zeit hast!”
Du hast doch bald Urlaub, mach es da, denn dann kannst du dich richtig darauf konzentrieren!”
Und wann mache ich es letztendlich?
Nie.
Stattdessen schiebe und schiebe und schiebe ich meine Hobbys vor mir her. Neben unbeliebten Aufgaben bei der Arbeit, Terminen,…
Mein Herz will so viele Dinge ausprobieren – vieles sind sogar nur Kleinigkeiten, schnell und einfach zu machen. Aber ich – ich schiebe sie wieder aufs nächste Wochenende. Seien wir ehrlich, das ist bescheuert. Total bescheuert.
Aufschieberitis-Beispiele gefällig?
- Das Leid mit den Sprachen: Ich liebe Sprachen, das Lernen derer fällt mir leicht. Eigentlich. Denn ich bringe mich nicht mal dazu, die 10 Minuten fürs tägliche Vokabeln lernen aufzuwenden. So bin ich in den letzten Jahren schon 2x an japanisch gescheitert und aktuell wohl auch an spanisch.
- Briefe schreiben -heutzutage eine fast vergessene Tätigkeit und trotzdem eine wundervolle Sache. Eigentlich. In einem Anfall von #einfachmachen hatte ich Anfang Dezember in einer internationalen Facebook-Gruppe nach Brieffreundschaften gefragt. Es meldeten sich an die 10 Leute. Und bis heute habe ich keiner davon geschrieben.
- Ich stehe jeden Morgen 30 Minuten früher auf als ich müsste. Um Laufen zu gehen, Yoga zu machen, gemütlich zu frühstücken oder mich an den PC setzen und zu schreiben… das waren ursprünglich mal die Gründe für weniger Schlaf. Stattdessen vertrödle ich die Zeit im Bad oder bei Youtube.
- Von meinen “ewig in der Planung”-Homepage-Ideen, den halbherzigen Versuchen, endlich richtig mit einer Spiegelreflexkamera umgehen zu lernen und meiner seit Jahren nie wiederbeliebten Leidenschaft fürs Zeichnen brauchen wir gar nicht anfangen.
Ich werde zu all dem ja von niemandem gezwungen; alles ist rein freiwillig.
Und doch…
Ist es von vorne herein die Angst, etwas nicht hinzukriegen; gar zu scheitern?
Oder die Sorge, dass die Sache mir doch keinen Spaß macht und ich damit nur Zeit verschwendet habe?
Will ich es vielleicht immer noch nicht genug? Ist es wie mit dem Abnehmen – ich versuche es immer ein bisschen, aber so richtig unzufrieden bin ich mit meinem Körper dann scheinbar doch nicht, als dass ich auf meine Wochenend-Pizza mit Bier verzichten würde.
Ich glaube, bei mir ist es eine fiese Mischung aus allen Punkten.
Doch obwohl ich das weiß, kann ich bisher nicht aus meiner Haut. So schiebe ich stattdessen fröhlich weiter und verfluche mich selbst dafür.
Der Feierabend, der eigentlich einige Stunden für meine Hobbys wird mit faulem Rumliegen vor dem TV, am iPad oder am Gameboy vergeudet.
“Was man in dieser Zeit alles machen könnte!”, würde meine Mutter sagen. Und sie ist eine wirklich vielbeschäftigte Frau.
Also, Warum mache ich nichts daraus? Warum prokrastiniere ich weiter, als gäbe es kein Morgen?
Hallo, Aufschieberitits: Warum schieben wir nur ständig Dinge auf?
Schon komisch, oder?
Warum macht man die Dinge, die man gerne tut, nicht? Dinge, die einen interessieren oder weiterbringen könnten – warum fängt man nicht an?
Per Definition ist Aufschieberitis (oder auch Prokrastination) das ständig wiederkehrende Nicht-erledigen von ungeliebten Aufgaben.
Bestimmte Telefonate. Der Zahnarztbesuch. Die Steuererklärung.
Man schiebt diese Tätigkeiten immer weiter hinaus; verzögert dadurch das eigene Vorwärtskommen und wird letztlich unproduktiv und gefrustet.
Wir verbinden oft schlechte Erinnerungen mit den Dingen, die wir aufschieben.
Der Zahnarzt war sicher noch nie dein Freund – meiner ist es jedenfalls nicht.
Das unangenehme Telefonat mit der Tante, bei der man sich immer noch für das Weihnachtsgeschenk bedanken muss. Ehm ja. Sie wird uns kaum den Kopf herunterreissen, aber die Fantasie heißt nunmal nicht umsonst so.
(Gut, die Steuer mache ich tatsächlich ganz gerne. Wirklich!)
Antibiotika hilft nicht. Was dann?
Schlimm wird es, wenn der Aufschieberitis-Virus uns befällt und wir ihn nicht mehr losbekommen.
Antibiotika hilft hier nicht. Die Schule, die Uni oder die Arbeit einfach zu schwänzen, auch nicht.
Denn gerade das macht es nicht besser.
Aber es gibt Möglichkeiten, den Virus einzudämmen. Auch für mich und alle anderen, die selbst ihre Hobbys prokrastinieren.
Was wirklich gegen Aufschieberitis hilft
1. Aufgaben stückeln.
Einmal durch den Fleischwolf, bitte.
Eine große Aufgabe in viele kleine Stückchen zu teilen, verringert die Gefahr der Aufschieberitis.
Überlege dir also, in welche kleinen “Untertätigkeiten” du deine ungeliebte Große aufteilen kannst. Je kleiner und einfacher die einzelnen Schritte, desto eher ringst du dich für das große Ganze durch.
Ich habe mir das nun für meine Morgenroutine vorgenommen. Anstatt alles auf einmal zu wollen, versuche ich nun, mich nach und nach zu ändern.
Dieses Schema, ebenso wie das Thema “Morgenroutine” finde ich extrem spannend, deshalb wird es zu beidem bald noch ausführliche Beiträge geben.
2. Trenne dich.
… Trenne dich von Tätigkeiten, die du sowieso immer wieder aufschiebst. Denn solche Dinge bringen dich nicht weiter.
Das klingt einschüchternd, oder?
Ich habe mich daher – vorerst – von einer eher kleinen Sache getrennt.
Erinnert du dich, dass ich weiter oben schrieb, Brieffreundschaften zu suchen? Nun, inzwischen ist es Ende Februar und ich habe noch keinen einzigen Brief fertiggestellt; geschweige denn, abgeschickt. Eine halbherzige “Oh, Briefe schreiben ist doch schwieriger als gedacht, haha”-Nachricht war schnell geschrieben. Die Erinnerung in meinem Handy – die wurde trotzdem Woche für Woche weitergestellt. Das schlechte Gewissen wuchs.
Als ich kürzlich wiedereinmal versuchte, einen Brief aufzusetzen, wurde mir endgültig klar: Das hier bringt nichts. Hör auf damit, bevor du es noch länger schiebst.
Und so habe ich nach einer halben Seite aufgegeben und stattdessen eine Nachricht an die Wartenden geschickt. Habe erklärt, dass ich die Brieffreundschaft gerne abbrechen möchte, mich entschuldigt und ihnen alles Gute gewünscht.
Glaube mir, das fühlte sich so gut an!
Natürlich war niemand begeistert. Dennoch warf mir niemand Beschimpfungen an den Kopf oder wünschte mir eine lebenslange Schreibblockade (Gott bewahre!).
Ich konnte zufrieden die Erinnerung “Brief an XXX schreiben!” in meinem Handy abhaken und das schlechte Gewissen ruhig stellen.
Du siehst, selbst wenn es nur solche Kleinigkeiten sind. Wenn sie uns beschäftigen, sind sie nicht klein. Sie sind es wert, sich damit auseinanderzusetzen.
Auch, wenn du vielleicht jemanden dadurch enttäuscht, letztlich musst du dich für das entscheiden, was dir wichtiger ist.
Mir waren Brieffreunde offensichtlich doch nicht so wichtig, denn sonst hätte ich mich vielleicht schon längst an die Briefe gesetzt. Tat ich nicht – und trotzdem fühle ich mich jetzt um ein vielfaches besser. Denn der Druck ist weg.
Eine Möglichkeit von Vielen…
Diese beiden Tipps ändern nichts daran, dass ich immer noch Dinge aufschiebe, die ich gerne tue.
Dafür habe ich gelernt, besser in mich zu hören und abzuwägen.
Ich weiß, dass ich Sprachen lernen will.
Ich weiß, dass ich morgens immer noch Sport machen will.
Ich weiß auch, dass es wohl noch dauert, bis ich das hinbekomme.
Aber: Auch Zentreasures stand auf dieser Liste, anderthalb Jahre lang. Ich habe das “große Ganze” = ‘einen Blog zum Thema Selbstverwirklichung und positivieren Lebensstil’ in viele kleine Schritte aufgeteilt.
Es hat funktioniert. Deswegen liest du heute diesen Eintrag. Und er motiviert dich hoffentlich, deiner Aufschieberitis den Kampf anzusagen.
Falls nicht – ich bin gerne bereit, auch deiner Aufschieberitis mithilfe motivierender Worte einen Tritt in den Hintern zu verpassen!
Schreib mir, wie es dir mit diesem Thema geht! Hast du weitere gute Anti-Aufschieberitis-Mittel auf Lager?
ShinAlcatraz says
Moooooin^^
Anti-Aufschieberitis-Mittel kann ich dir nicht anbieten…..bin da nicht besser^^ Ich schiebe so ziemlich alles auf was ich tun könnte 😀 Sowohl Dinge die ich tun will (Mal meine Spielesammlung abarbeiten, en paar gute Serien gucken, DivineGamer wieder aufbauen^^), als auch Dinge die ich tun muss (mich ENDLICH mal um en paar Seminare bemühen und mich für die Uni anmelden).
Hab auch bisher KEINEN Plan wie ich was dagegen tun könnte….aber ich versuch mal deine Tricks zu beherzigen, vielleicht helfen sie mir ja in gewisser Weise weiter.
Finde es aber schonmal super das du deine Pläne so langsam durchsetzt! Viel Erfolg noch dabei 🙂
Chrissi says
Danke für deinen Kommentar (mit einem von dir hab ich nun gaaar nicht gerechnet!)!
Überrascht mich nicht, dass es dir so geht wie mir. xD
“Was du morgen kannst besorgen, das tue nicht heute.” Ich habe gefühlt mein ganzes Leben danach gelebt. Aber ich sag dir, es macht einen schon stolz, wenn man sich aufrafft, selbst wenn man nur die Spielesammlung abarbeitet.
Und hey, für ein Wiederbeleben von DivineGamer bin ich ganz stark!
ShinAlcatraz says
Wieso rechnest du denn nich mit Kommentaren von mir? oO ich weiß ich bin net so fleißig aber ich tu mein bestes immer^^
Und ja ich versuch auch mich dran zu halten, arbeite zur Zeit dran…Leider schiebe ich das planen noch genauso auf 😀 bin eben noch in der Übungsphase 😉
DivineGamer wiederbelebn ist genauso so ein Thema…ich würde halt einiges da entfernen und das Layout gefällt mir auch schon nimmer so gut…ich überlege noch was ich da genau dran tu 😀
Franzi says
Gute Musik (vor allem laut), Suppe, Tee und dein Blog … Das wurde aus dem Vorhaben die Zeit zu nutzen und etwas zu fotografieren und draußen unterwegs zu sein … oder wollte ich nicht mal das Zimmer aufräumen?
In Sachen aufschieben bin ich auch recht gut und da ist es ebenfalls egal ob es Dinge sind, die ich mag oder die ich nicht leiden kann. Aufgeschoben wird alles was geht, aber … Ist das immer schlimm? Jetzt zum Beispiel stecke ich so voller Motivation und guter Laune, dass ich beschlossen habe erst deine Beiträge durch zu gehen und mich dann weiter an meinen eigenen Blog zu setzen. Das eine gegen das andere getauscht.
Das läuft meistens bei mir so und selbst, wenn ich mich nicht nur hinsetze und was zocke oder angucke, tue ich damit ja nicht unbedingt was schlechtes, weil der Körper das auch mal braucht. Ich glaube es kommt hier bei drauf an wie oft und wie lange man das macht. Jeden Tag Netflix suchten und nichts anderes machen (außer Arbeit/Schule) finde ich dann schon verschwendete Zeit, aber zwischendurch vollkommen richtig.
Für gewöhnlich schieben wir die Guten Dinge für etwas auf, dass wir lieber machen und was dann der Seele gut tut, aber ja.. manchmal ist es auch einfach Angst oder Faulheit. Hierbei muss man sich “einfach” selbst in den Hintern treten und da ist dein Tipp Dinge aufzuteilen und es Stück für Stück zu machen auch meine Handlungsweise.
Zum Beispiel beim Zimmer aufräumen, mache ich das mittlerweile immer so das ich es Stück weise aufräume und nicht überall gleichzeitig hantiere und alles auf ein mal machen möchte.
Das Prinzip wirkt aber auch bei anderen Bereichen. Wenn man alles auf ein mal erledigen will, kommt man selten weit. Stück für Stück und im eigenem Tempo ist weit aus effektiver.
Ich finde es im übrigens befremdlich, anders und interessant, dass du den Leser direkt mit “Du” anschreibst. Ist mir bisher so nicht vorgekommen und es brachte mich dazu mal zu überlegen wie ich das eigentlich formuliere, da ich darauf nie geachtet habe.
Chrissi says
„Ist das immer schlimm? Jetzt zum Beispiel stecke ich so voller Motivation und guter Laune“ das gefällt mir, Franzi! Ein guter Ansatz, an den ich noch gar nicht gedacht habe (vermutlich, weil ich mich meist immer schlecht fühle, wenn ich wieder 3 Stunden Anime geschaut habe, anstatt an wirklich wichtigen Dingen zu arbeiten).
Wahrscheinlich kommt es wirklich auf das Maß an. Zwischendurch etwas aufzuschieben ist okay, aber wenn man es ständig macht (und glaube mir, das tat ich), sollte man unbedingt etwas dagegen tun.
Das „Du“ finde ich im Übrigen ähnlich befremdlich, weil ich mich selbst noch dran gewöhnen muss. Ich glaube, es passt hier allerdings besser, weil es direkter und persönlicher als „ihr“ ist.
Danke für deine vielen Kommentare bisher – ich mag deine Gedanken immer sehr!
Franzi says
Das “Du” spricht einen definitiv direkt an und ich denke, dass ist aber auch gerade das befremdliche, da man doch zumeist entweder gar nicht angesprochen wird oder nur in der Masse mit einem “ihr” .. aber ja.. ich finde das “Du” gehört hier her und macht das ganze noch mal anders <3
Chrissi says
Eine sehr gute Erklärung, der ich uneingeschränkt zustimme! Danke ^^
Anonym says
Hey Chrissi, habe eben deinen Blog gefunden.
Auch wenn das Thema schon recht alt ist, so begleitet mich die Aufschieberitis quasi seit dem Jugendalter. Und es nervt.
Meine To-Do-Liste wird immer länger und länger.
Klar habe ich alle Tipps im Internet gelesen und versucht anzuwenden. Am Anfang mag es mal klappen, doch kaum kommt irgendetwas dazwischen, ist meine ganze Planung und Tatendrang weg. Das ist mein Schwachpunkt.
Dann kommt eins aufs andere: Organisation, Zeit- und Energiemanagement müssten dazu angepasst werden. Ich müsste sogut wie alle Aufgaben auf andere abwälzen, um den Kopf für diese EINE Aufgabe frei zu bekommen. Ich brauche dazu Zeit und Ruhe.
Beides sind bei mir knappe Güter. Mein Mann nimmt mir schon viel ab, aber alles kann er auch nicht machen.
Ich müsste für EINE Aufgabe seit den frühen Morgenstunden (bin ich am produktivsten) alles stehen und liegen lassen und mich quasi in ein Zimmer einschließen, um wirklich mal etwas zu erreichen und zu Ende zu bringen. Das klappt aber mit 2 quirligen Kindern nicht. Die Aufgabe stückeln geht auch nicht, dann bin ich aus dem “Flow” raus und fange wieder von vorn an.
Hättest du für so eine spezielle Situation ein paar Tipps?